Noch nicht gut genug

Als die erste Pisa-Studie vor nunmehr über zehn Jahren veröffentlicht wurde, ging ein Aufschrei durch die Nation. Ausgerechnet im Land der Dichter und Denker gab es eine Bildungskatastrophe.

Es war ein durchaus heilsamer Schock. Denn seitdem hat sich vieles zum Positiven verändert.
Nicht nur, dass es inzwischen einheitliche Standards gibt, was Schüler wann mindestens draufhaben müssen, anstatt wie früher nur den peniblen Vorschriften von Lehrplänen zu folgen. Auch das dreigliedrige Schulsystem ist nach dem Pisa-Schock zum Auslaufmodell geworden, weil es die Durchlässigkeit stark erschwert und damit auch Talente verkümmern lässt.
So müssen deutsche Schüler den internationalen Vergleich mittlerweile nicht mehr scheuen. Sie sind deutlich besser geworden, aber eben auch noch nicht wirklich gut.
Davon zeugen die beiden jüngsten Erhebungen zur Lesefähigkeit sowie zu den Leistungen in Mathematik und den naturwissenschaftlichen Fächern. Hier sind deutsche Schüler weiterhin stärker als der EU-Durchschnitt. Das ist auch deshalb bemerkenswert, weil die Zahl der Kinder mit Migrationshintergrund an deutschen Schulen seit den letzten Vergleichsuntersuchungen gestiegen ist. Ausländer gleich Bildungsferne, diese traurige Rechnung geht erfreulicherweise immer weniger auf. Aber das ist noch längst kein Grund zur Selbstzufriedenheit.
Nach wie vor haben Kinder in Akademikerfamilien bei gleicher Intelligenz deutlich bessere Karten, ihr Abitur zu machen, als Arbeiterkinder.
Und noch immer sind Spitzenschüler bei uns seltener anzutreffen als in anderen Industriestaaten.
In einem Land wie Deutschland, in dem die Bildung praktisch die einzige natürliche Ressource darstellt, bleibt da noch eine Menge zu tun.

nachrichten.red@volksfreund.de

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