Opfer und Täter zugleich - Warum sich das Bewusstsein für Kindersoldaten ändern muss

Wie viele Kinder weltweit als Kindersoldaten eingesetzt werden, kann nur geschätzt werden. 250 000 bis 300 000 Mädchen und Jungen sollen es sein, die mit Waffen kämpfen, plündern, Minen legen oder Minen suchen müssen.

Sie sind selbst Opfer, weil sie dazu gezwungen wurden. Und sie sind Täter, weil sie Menschen töten. Das geschieht in mindestens 20 Ländern, häufig in Gebieten, in die sich Hilfsorganisationen aus Sicherheitsgründen nicht wagen.
Dennoch haben es Wohlfahrtsverbände wie Caritas International geschafft, Tausende traumatisierte Kindersoldaten zu demobilisieren und nach intensiver medizinisch-psychologischer Betreuung wieder in die Gesellschaft einzugliedern.
Am heutigen Tag der Roten Hände rückt dieses Thema auch ins Bewusstsein der Menschen in unserer friedlichen Region. Seit der Ächtung des Kriegseinsatzes von Kindern durch die Vereinten Nationen 2002 schließen sich diesem Gedenktag immer mehr Länder an. Es geht dabei auch darum, den Handel mit Kleinwaffen in Krisengebiete massiv einzudämmen. Denn je leichter die Waffen werden, desto jünger sind die Kinder, die damit töten.
Wer aber weiterhin glaubt, all diese schlimmen Dinge spielten sich weit entfernt in anderen Regionen der Erde ab, wird die Augen öffnen müssen. Der Krieg in Syrien und der Flüchtlingsstrom aus Afrika bringen das Thema Kindersoldaten bis nach Deutschland. Zwar schaffen es im Augenblick noch nicht viele Minderjährige auf ihrer Flucht vor dem Grauen bis nach Rheinland-Pfalz. Durch den Syrienkrieg könnten es aber schon bald mehr werden.
Die Jugendlichen, die hier aufgegriffen werden, dürfen zunächst bleiben. Sie brauchen einen besonderen Schutz und besondere Fürsorge. Denn häufig haben sie weder lange eine Schule besucht, noch gelernt, in einer Zivilgesellschaft friedlich miteinander leben können.
Angesichts der völlig unerwarteten Flut von Asylbegehrenden aus dem Kosovo und Albanien darf diese wichtige Aufgabe nicht vernachlässigt werden.
Deutschland, Rheinland-Pfalz und die Region Trier stehen vor großen Herausforderungen. Denn wenn der Winter erst einmal vorbei ist und das stürmische Meer den Fluchtversuch aus Afrika nicht verhindert, werden auch von dort wieder mehr Menschen in der Hoffnung auf ein sicheres Leben nach Europa kommen.
Das reiche Deutschland kann es sich leisten, mehr Flüchtlinge aufzunehmen. Das einflussreiche Deutschland muss aber auch mehr dafür tun, die Situation dort zu verbessern, wo die Flüchtlinge herkommen. Die Reduzierung der Waffenexporte ist ein wichtiger Stein im Mosaik.
Die Balkanstaaten per Dekret zu sicheren Herkunftsländern zu erklären und die Menschen von dort pauschal abzuweisen, ist aber der falsche Weg.
r.neubert@volksfreund.de

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