Pizza und Pommes überall

Überflussgesellschaft, Wegwerfmentalität, das sind die Schlagworte, mit denen Verbraucherministerin Ilse Aigner gestern versucht hat, die Lebensmittelverschwendung in Deutschland zu erklären. Dass dem so ist, weiß man jedoch, seit die Tante-Emma-Läden von den Supermarktketten verdrängt wurden und man sich an jeder Ecke mit Pizza, Pommes und Burgern vollstopfen kann.


Alles immer verfügbar zu haben und auf nichts wirklich verzichten zu müssen, das ist nun mal auch Wesen und Anspruch der modernen Industriegesellschaft. Das mag man gut finden oder schlecht. Ändern lässt es sich nicht.
Was also bleibt nach der Feststellung, dass eine Wegwerfgesellschaft leider viel zu sinnlos wegwirft? Die Politik kann weder Einkaufszettel mit gesunden Produkten vorschreiben noch anordnen, wie groß die Packungen sein müssen, damit sie für Singles, kleine oder größere Familien geeignet sind. Jeder Verbraucher muss erst einmal mit sich selbst ins Gericht gehen, ob er mit Lebensmitteln richtig umgeht. Aufklärungskampag-nen, wie sie Aigner plant, sind dabei hilfreich.
Gleichwohl ist bemerkenswert, dass die Ministerin sich so stur weigert, den irrigen Begriff Mindesthaltbarkeitsdatum endlich von den Verpackungen zu verbannen und durch eine logischere Formulierung zu ersetzen.
Das hinterlässt den Eindruck, dass sich die Ministerin mit der so mächtigen Lebensmittelindustrie nicht wirklich anlegen will. Wirtschaft und Handel profitieren schließlich davon, dass viele Verbraucher die Angabe missverstehen. Das darf man nicht ignorieren. Wer einen Mentalitätswechsel will, muss auch hier ansetzen.

nachrichten.red@volksfreund.de

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