Realitätsnah, aber nicht objektiv

Man mag zu dem Bildungsmonitor stehen, wie man will: Der von der arbeitgebernahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft jährlich angestellte Vergleich der Bundesländer gibt einen realitätsnahen Überblick über die Bildungspolitik in Deutschland. Sicherlich ist die Zielrichtung der Erhebung einseitig die Wirtschaft, und die Ergebnisse sind eher aus Unternehmersicht interpretiert worden.

Doch die Tatsache, dass sich Rheinland-Pfalz in den vergangenen Jahren deutlich verbessert hat, von Platz zwölf im Jahr 2006 auf Platz fünf in diesem Jahr, spiegelt die tatsächlichen Veränderungen im Land wider.
Relativ zügig sind nach den ersten weniger guten Ergebnissen des internationalen Bildungsvergleichs Pisa Konsequenzen gezogen worden. Am deutlichsten werden diese in den Grundschulen, in denen die Lehrpläne grundlegend umgekrempelt worden sind: mehr praktische Anwendungen in Mathematik und Deutsch, es wird mehr Wert auf Textverständnis gelegt, Fremdsprachenunterricht für alle Grundschüler und der Ausbau des zweisprachigen Unterrichts. Auch die Abschaffung der Hauptschule scheint nicht zum Nachteil der Schüler gewesen zu sein, bescheinigt doch der Bildungsmonitor den Neuntklässern im Land im Lesen und in Englisch eine größere Kompetenz als in anderen Bundesländern. Daher könnte sich Bildungsministerin Doris Ahnen entspannt zurücklehnen und sagen: "Wir haben nichts falsch gemacht. Also weiter so!" Zumal das Lob für die sozialdemokratisch geprägte Bildungspolitik im Land ausgerechnet von einer eher als stockkonservativ und CDU-nahen Organisation kommt.
Doch Ahnens grundsätzliche Kritik am Bildungsmonitor ist verständlich. Denn ausgerechnet die angeblichen Leuchttürme der Bildungspolitik im Land - die Hochschulen - erhalten in der Untersuchung eine schlechte Note. Und genau darin zeigt sich die Schwäche des Ländervergleichs. Sicherlich spielen die rheinland-pfälzischen Unis und Fachhochschulen im Bereich der nationalen und internationalen Forschung nicht immer in der ersten Liga. Doch zeigen erfolgreiche Projekte etwa der Fachhochschule Trier vor allem am Umweltcampus in Birkenfeld, dass die Hochschulen im Land alles andere als forschungsschwach sind, wie es im Bildungsmonitor heißt.
Auch lässt dieser außer Acht, dass trotz zunehmender Studierendenzahl die Ausbildung an den rheinland-pfälzischen Hochschulen nicht schlechter ist als an den großen, überfüllten, namhaften Unis.
Eine objektive Beurteilung jedenfalls sieht anders aus.


b.wientjes@volksfreund.de

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