Reden und Handeln

Ein Jahr nach Ausbruch der Finanzkrise gibt es zwar auf nationaler und auch auf europäischer Ebene verbesserte Kontrollen. Auch werden die Steueroasen nach und nach ausgetrocknet. Doch einige Schlüsselelemente für eine nachhaltige Eindämmung der weltweiten Finanzspekulation drohen zu scheitern.

Vor allem die Angelsachsen machen deutlich schärfere Regeln für die Vergütung der Bankmanager nicht mit und ebenso nicht die deutsche Idee einer Finanzmarktsteuer. Ein internationaler Risiko-Atlas, der aufzeigen würde, wo wer riskante Geschäfte anbietet, ist praktisch schon vom Tisch, und um die höheren Eigenkapitalquoten der Banken wird heftig gerangelt.

Angela Merkel und Peer Steinbrück haben gestern vor ihrer Abreise zum entscheidenden G20-Treffen nach Pittsburgh mit dem Finger auf die Briten gezeigt. In der Tat redet Gordon Brown öffentlich anders, als er dann praktisch handelt. Nur: Dem britischen Egoismus in Sachen Finanzmärkte entspricht auf das Feinste der deutsche Egoismus in Sachen Opel. England lebt zu einem weit größeren Teil als andere Nationen von den Geschäften seiner Banken in der Londoner City. Kein Wunder, dass es deren Interessen verteidigt. Deutschland lebt von seiner Autoindustrie. Beim Opel-Rettungspaket haben Merkel und Co. auf die Zukunft der Vauxhall-Werke in England nicht die geringste Rücksicht genommen. Das rächt sich.

Wenn Merkel und Steinbrück wirklich Erfolg beim G20-Treffen haben wollen, und das ist sehr zu wünschen, dann müssen sie die Interessen anderer dort besser berücksichtigen als bisher. Nur nehmen und nicht auch geben, diese Strategie führt nicht weit.

nachrichten.red@volksfreund.de

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