Reinen Tisch machen, ruhig schlafen

Jetzt jagt das Finanzamt wieder die Grenzgänger! Solche und ähnliche Anfeindungen werden die Fahnder der Behörde in den nächsten Tagen wohl wieder zu hören bekommen. Damit müssen sie leben, und inzwischen haben sie sicher auch gelernt, damit umzugehen.

Wer sich beim Finanzamt bewirbt, weiß, dass er einen Job bekommt, der in der Beliebtheitsskala der Deutschen ziemlich weit unten rangiert - etwa auf einer Ebene von Politikern und Journalisten.
Wer bei der Steuerklassenwahl schummelt und das Einkommen seines Partners gegenüber dem Finanzamt unterschlägt, verschafft sich einen unberechtigten Vorteil. Nicht die Fahnder sind die bösen Buben, sondern die, die jahrelang Steuern hinterzogen haben, weil sie der Meinung waren: Das macht doch jeder, und das fällt eh nicht auf. Ähnlich verhält es sich mit Firmen, die in Luxemburg und in Grenznähe eine Filiale eröffnen, um bei Lohnsteuer und Sozialversicherungen ihrer Mitarbeiter zu sparen, aber weiter in Deutschland arbeiten. Die entsprechenden Abgaben sind hier zu zahlen, denn sonst wären die deutschen Firmen die Dummen.
Dass jetzt die Finanzbehörden Instrumente besitzen, dies aufzuspüren, mag manchen Betroffenen verärgern. Der jahrelange Verzicht auf Kontrollen hebelt eben keine Gesetze aus. Nur weil in einer Stadt keine Geschwindigkeitskontrollen gemacht werden, bedeutet dies ja auch nicht, dass man dort innerorts auf Teufel-komm-raus rasen darf. Wenn das nun Schwarzgeldkontenbesitzern und Steuerhinterziehern schlaflose Nächte bereitet, können sie damit leicht aufräumen, indem sie reinen Tisch machen. Das kann eine Stange Geld kosten. Aber: Ohne Angst erwischt zu werden, werden die Nächte vielleicht ja wieder ruhiger.
h.waschbuesch@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort