Rückzug auf Raten

Insgesamt 40 Millionen Euro Ausgaben muss das Bistum Trier streichen. Und zwar dauerhaft.

Nur so ist der chronisch defizitäre Haushalt auszugleichen, kann Bischof Stephan Ackermann sein Finanzloch stopfen. Gemessen an dieser Summe sind die gut 2,5 Millionen Euro, die das Bistum künftig weniger in seine Kindertageseinrichtungen stecken will, ein geringer Betrag. Auch ohne dieses Geld lässt sich Deutschlands älteste Diözese das Engagement in diesem Bereich noch gut 30 Millionen Euro jährlich kosten. Das ist viel Geld, das von den Kommunen aufgebracht werden müsste, wenn sich die katholische Kirche im Gebiet zwischen Trier, Koblenz und dem Saarland gänzlich aus der Kinderbetreuung verabschieden würde. Fraglich, ob dadurch etwas gewonnen würde.
Aber auch die Kritiker haben nicht unrecht. Das Bistum Trier zieht sich schon seit vielen Jahren Schrittchen für Schrittchen aus der Kindergartenfinanzierung zurück.
Es ist erst vier Jahre her, dass fünf Millionen Euro Zuschüsse gestrichen wurden, die dann von den jeweiligen Ortsgemeinden, Kreisen oder wem auch immer kompensiert werden mussten.
Es rumorte in den Kommunen. Mancherorts wurde darüber nachgedacht, die Trägerschaft vom Bistum zu übernehmen. Aber letztlich machte nur eine Kommune Nägel mit Köpfen und löste die Kirche als Träger ab. Alle anderen blieben bei der Stange, obwohl das Bistum von den gesamten Personal-, Sach- und Baukosten einen inmmer geringeren Anteil trägt. Der Gemeinde- und Städtebund schätzt, dass es landesweit durchschnittlich zwischen zehn und 12,5 Prozent sind. Dafür führt die katholische Kirche in den über 500 Kindertageseinrichtungen im Bistum aber zu einhundert Prozent das Kommando und schreibt etwa seinen Angestellten vor, wie sie zu leben haben. Lässt sich etwa eine Erzieherin von ihrem Mann scheiden und zieht mit einem neuen Lebensgefährten zusammen, rechtfertigt dies den Rauswurf, auch wenn dies längst nicht überall praktiziert wird.
Wenn die ersten Signale nach der gestrigen Ankündigung des Bistums nicht täuschen, wird sich der Protest wohl auch dieses Mal in Grenzen halten. Die Kommunen werden die auf sie zukommenden Mehrkosten schultern, das Geld anderswo einsparen oder sich notfalls höher verschulden. Gäbe es in Rheinland-Pfalz nicht die Beitragsfreiheit, müssten sich die Eltern der Kindergartenkinder demnächst wohl auf höhere Kosten einstellen.
Klar ist nach den Erfahrungen der Vergangenheit aber auch: Es wird noch nicht das letzte Mal gewesen sein, dass das Bistum seine Kindergartenzuschüsse kürzt.
r.seydewitz@volksfreund.de

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