Schlimmer Verdacht

Sechs Tote in einem Pflegeheim innerhalb weniger Tage. Todesursache: Lungenerkrankung. Der Auslöser der mysteriösen Todesserie ist unbekannt. Klingt wie das Drehbuch für einen "Tatort". Doch während in einem Krimi nach spätestens 90 Minuten der Fall gelöst ist, stochern die Mediziner im Fall Hillesheim weiter im Nebel.

Sie sind mit ihrem Latein am Ende. Medizinische Ursachen wie Erreger werden mittlerweile ausgeschlossen. Von Vergiftung ist die Rede. In der Eifelstadt Hillesheim macht sogar der Verdacht eines Todesengels, der die Bewohner absichtlich getötet haben könnte, die Runde. Ein schlimmer Verdacht. Es sind Spekulationen. Sie schießen ins Kraut, weil es keine schlüssige Erklärung gibt. Vielleicht auch, weil das zuständige Gesundheitsamt am Anfang zu sparsam war mit Informationen und der Eindruck entstand, man wolle die Erkrankung der zwölf Bewohner möglichst unter der Decke halten und womöglich auch kleinreden.

Nun ist die medizinische Ursachenforschung abgeschlossen, doch noch immer ist nicht klar, was am vorletzten Wochenende dazu führte, dass nur die Bewohner eines einzelnen Traktes des Pflegeheimes reihenweise lebensgefährlich erkrankten. Die wirkliche Ursache für den Tod der sechs Bewohner muss schnellstmöglich festgestellt werden. Und das geht nur mit der Staatsanwaltschaft. Bei einer derartigen Häufung von Todesfällen muss ermittelt werden.

Die Staatsanwaltschaft kann sich nicht länger auf den Standpunkt stellen, es sei Sache der Mediziner, die natürlichen Todesursachen festzustellen. Nach sechs mysteriösen Todesfällen mutet es Außenstehenden seltsam an, wenn der Trierer Chef-Staatsanwalt weiterhin sagt, es gebe keine Anhaltspunkte für strafrechtliche Ermittlungen. Was ist mit den Bewohnern in dem Hillesheimer Pflegeheim passiert? Was hat zu der Massenerkrankung und zum Tod geführt?

Die Staatsanwaltschaft muss Licht ins Dunkel bringen, den schlimmen Verdacht, dass die Bewohner Opfer einer Vergiftung wurden - ob beabsichtigt oder nicht - schnellstmöglich klären. Das ist die Staatsanwaltschaft den Angehörigen der Opfer, den Bewohnern, den Pflegern und den Bürgern in und um Hillesheim schuldig. Angst und Unruhe wachsen, solange die Hintergründe über die unheimliche Todesserie im Verborgenen bleiben.

Auch die Verantwortlichen des Heimes sind gefordert. Sie müssen alles tun, um zur Aufklärung beizutragen.

b.wientjes@volksfreund.de

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