Schluss mit dem Sommertheater!

Trier · Hoffentlich ist der Sommer bald vorbei. Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich gönne allen Schwimmbädern, Freiluftkneipen, Eisdielen und allen, deren Umsatz von gutem Wetter abhängig ist, jeden Sommertag.

Doch einigen Politikern scheint die sommerliche Hitze oder die urlaubsbedingte Langeweile nicht gut zu bekommen.
An den fast täglichen Twitter-Brei von Baby-Pausen-Gabriel, der sich zwischen Wickeltisch und Füttern zunächst mit den Banken angelegt und dann eine Reichensteuer gefordert hat, haben wir uns mittlerweile gewöhnt. Gespannt wartet man da schon auf die nächste Sau, die der SPD-Chef per Handy durchs Dorf treiben will. Auch den Teller-statt-Tanke-Vorschlag des FDP-Entwicklungshilfeministers Dirk Niebel, der den ungeliebten E-10-Sprit abschaffen will, um den Welthunger zu stillen, kann man getrost unter Sommerloch-Theater abtun. Ebenso nutzte die bislang eher glück- und glanzlose Bundesfamilienministerin Kristina Schröder die traditionell eher nachrichtenarme Zeit, um sich ins Gespräch zu bringen - mit dem Vorschlag der steuerlichen Gleichstellung homosexueller Ehepaare. Ein ohne Zweifel wichtiges, aber sicherlich nicht das wichtigste familienpolitische Thema derzeit.
Am geschicktesten nutzen aber die CSU-Politiker die vermeintliche Saure-Gurken-Zeit. Etwa Bayerns Finanzminister Markus Söder, der sich aus New York zur Euro-Krise zu Wort meldete und Griechenlands Austritt aus dem Euro forderte ("An Athen muss ein Exempel statuiert werden."). Auch sein Parteichef, der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer, setzt im Sommerloch seine Stänkereien gegen die Bundeskanzlerin fort. Er motzte gegen die Eurorettungspolitik Deutschlands, sprach sich gegen einen "europäischen Monsterstaat" aus und kündigte zudem an, die PKW-Maut durchsetzen zu wollen.
Daher konnte man eigentlich fast täglich damit rechnen, dass sich noch ein weiterer CSU-Spitzenpolitiker zu Wort meldet: Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer. Er will, dass Nummernschilder eine "lokalpatriotische Botschaft" werden, jede Stadt soll künftig ihr Kennzeichen frei wählen dürfen. Auf diesen Vorschlag haben wir gerade noch gewartet, Herr Minister.
Hat Deutschland keine drängenderen Probleme, als zu den fast 800 bestehenden Kennzeichen noch weitere einzuführen? Immerhin würde dadurch das auf langen Autofahrten für Beschäftigung beim Nachwuchs sorgende Nummernschild-Raten vielleicht noch spannender. Ansonsten ist der Ramsauersche Vorschlag ein weiterer Akt im Sommerloch-Theater. Es wird wirklich Zeit, dass die diesjährige Saison zu Ende geht.
b.wientjes@volksfreund.de

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