Schrittmacher Deutschland

Bei der Bewältigung des Wohlstandsmülls macht den Deutschen so schnell keiner etwas vor. Die Bundesbürger sind Weltmeister im Mülltrennen.

Das Recyclingsystem ist vorbildlich. Ein Pfand hat dafür gesorgt, dass die Bierdose weitgehend aus unserem Alltag verschwunden ist. Und in kaum einem anderen Land der Welt werden Verpackungen aller Art so sauber entsorgt wie in Deutschland. Diese ganze Latte an positiven Errungenschaften in Sachen Umweltschutz bringt die Republik zweifellos in eine Vorreiterrolle, die sie auch dazu berechtigt, im Sinne weltweiter Fortschritte auf andere Länder einzuwirken.
Vor diesem Hintergrund mag allerdings die Forderung des Bundesumweltamtes, in Zukunft für alle Plastiktüten eine Bezahlpflicht einzuführen, bürokratisch und überflüssig anmuten. Hält man sich allerdings vor Augen, dass immer mehr Plastikmüll in internationalen Gewässern landet und dann am Ende sogar wieder in der Nahrungskette des Menschen, dann klingt der Vorstoß keineswegs wie eine spinnerte Idee unverbesserlicher Öko-Fundamentalisten.
Sicher, auch beim jährlichen Verbrauch von Plastiktüten liegen die Deutschen meilenweit unter dem Durchschnitt der Partnerländer in der Europäischen Union.
Andere Staaten haben also auch hier einen deutlich größeren Nachholbedarf.
Allerdings genügt es nicht, internationale Lösungen zu beschwören, wie sie in diesen Tagen auf einer Meeresmüll-Konferenz in Berlin debattiert werden.
Irgendjemand muss eben - wie gesagt - der Vorreiter sein. So wie beim Ausstieg aus der Atomkraft, einer Technologie, die im Havariefall kaum oder gar nicht beherrschbar ist. Auch hier geht Deutschland bekanntlich mit gutem Beispiel voran.
Die Vermüllung der Umwelt ist ebenfalls im globalen Maßstab alles andere als eine Petitesse. Warum also nicht bei Plastiktüten ebenfalls Schrittmacher sein? Zumal sich die Deutschen zumindest in den heimischen Supermärkten schon längst daran gewöhnt haben. Solche Verpackungen kosten dort bereits extra.
nachrichten.red@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort