Schwarzmalerei ist nicht angebracht

In Deutschland gibt es inzwischen unzählige Studien über soziale Verwerfungen, Altersarmut und andere Notlagen. Jede für sich genommen hat sicher auch ihre Berechtigung.

Allerdings kann dadurch leicht ein Gesamtbild entstehen, das an der Lebenswirklichkeit der allermeisten Deutschen vorbeigeht.
Wenn nach einer aktuellen Befragung im Auftrag der Sparkassen neun Prozent der Bundesbürger angeben, es gehe ihnen finanziell schlecht, dann heißt das im Umkehrschluss eben auch, dass es der übergroßen Mehrheit materiell gut bis sehr gut geht. Schaut man sich in Europa um, dann ist das alles andere als selbstverständlich. Die Finanzkrise hat ganze Volkswirtschaften ins Elend gestürzt. Umso bemerkenswerter ist der private Optimismus hierzulande - und umso mehr sollten sich die Oppositionsparteien fragen, ob sie mit einer breit angelegten Gerechtigkeitskampagne für den heraufziehenden Bundestagswahlkampf wirklich gut beraten sind. Die häufig erwähnten niedrigen gesetzlichen Renten für Frauen beispielsweise bilden eben nur einen Teil der Wahrheit, denn oft verfügen die Betreffenden noch über zusätzliche Einkünfte, über die keine Statistik Auskunft gibt.
Überhaupt ist die Armutsgefährdung in Deutschland relativ. Wenn die Löhne deutlich zulegen wie zuletzt geschehen, erhöht sich automatisch auch die finanzielle Schwelle, unterhalb der Armutsgefährdung definiert ist. Wahr ist: In Deutschland ist längst nicht alles in Butter. Aber Schwarzmalerei ist genauso übertrieben. Politisch betrachtet sind die aktuellen Zahlen über die materielle Lage der Bundesbürger und ihr Befinden ein Hoffnungszeichen für Angela Merkel. Denn wer ein auskömmliches Auskommen hat und einen weitgehend sicheren Job, der kann mit dem Ruf nach einem Machtwechsel womöglich wenig anfangen.
nachrichten.red@volksfreund.de

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