Seehofers Fehlschuss

Das jüngste Länderspiel gegen die Türkei hat gezeigt, wie Integration in ihrer schönsten Vollendung funktioniert: "Unser" Mesut Özil schoss Deutschland in aller Bescheidenheit mit zum Sieg, und die Fans der Verlierer zeigten sich auf Berlins Straßen friedlich und entspannt. Leider ist Integration in der Praxis deutlich vielschichtiger.

Vom Unwillen vieler hier lebender Muslime, deutsch zu sprechen, wird allenthalben berichtet. Von Parallelgesellschaften ebenfalls, und davon, dass Deutsche schon im eigenen Land von einer vermeintlichen Minderheit diskriminiert werden.

Wer wollte angesichts dieser unbestreitbaren Tatsachen da von einer gelungenen Integration sprechen? An der Politik wäre es nun, sich diesen Herausforderungen ernsthaft zu stellen, wechselseitige Vorurteile abzubauen, und da, wo es notwendig und praktikabel ist, die Zügel anzuziehen, um Integrationsverweigerer in die Schranken zu weisen.

Horst Seehofer tut nichts von alledem. Mit seinem Ruf nach einem Einwanderungsstopp für Menschen "aus anderen Kulturkreisen" bedient der CSU-Chef lediglich billigstes Stammtischniveau. Als ob sich Deutschland in einer globalisierten Welt mal einfach abschotten könnte. Schon ein Blick ins Asylgesetz müsste Seehofer eines Besseren belehren. Doch solche Weiterungen scheinen den Mann aus Bayern nicht zu kümmern.

In letzter Zeit war von Seehofer relativ wenig zu hören. Der Besuch des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan in Berlin bot da wohl eine passende Gelegenheit, sich auf der Bühne des Populismus zurückzumelden. Für die Integration im Land geht Seehofers Schuss nach hinten los.



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