Soldat ist auch nur ein Job

Es ist in Ordnung, dass Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) prüfen lässt, woher der Staat weitere Einnahmen bekommt. Das ist Schäubles Pflicht.

Logisch, dass er dabei auf die Einkommen der freiwillig Wehrdienstleistenden und - dem Grundsatz der Gleichbehandlung folgend - der im Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) Aktiven schielt.
Wehrdienst ist eine normale Arbeit. Die dort Beschäftigten üben zeitweise den Beruf des Soldaten aus. Sie verdienen laut Bundesverteidigungsministerium bis zu knapp 1150 Euro. Im Jahr liegt mancher Bundeswehrangehörige also über dem Steuerfreibetrag von 8004 Euro für Ledige. Darüber hinaus erzielte Einnahmen sollen künftig versteuert werden. Das ist gerecht. Der Betrag fiele nicht so stark ins Gewicht: Auf durchschnittlich 65 Euro schätzt das Ministerium den möglichen monatlichen Abzug.
Andere Privilegien bleiben ja: Verpflegung und Unterkunft sind für die Soldaten gratis, die Beiträge zur Renten- und zur Arbeitslosenversicherung trägt der Bund. Die Wehrdienstleistenden erhalten für sie kostenlose Gesundheitsfürsorge bei Ärzten der Bundeswehr.
Gegner einer Steuer beklagen nun parteiübergreifend, dass bald niemand mehr freiwillig zur Waffe greife, wenn das Finanzamt den Wehrsold schmälert. Ob aber jemandem 1150 Euro oder vielleicht nur 1000 Euro netto monatlich für einen Arbeitsplatz als Landesverteidiger in Aussicht gestellt werden, dürfte die Entscheidung für oder gegen den militärischen Dienst kaum beeinflussen.
Den jungen Leuten ist jedoch bewusst, dass diese Arbeit wie beim Kriegseinsatz in Afghanistan lebensgefährlich sein kann. Seit der Aussetzung der Wehrpflicht wägen deshalb viele ab, ob sich das wirklich lohnt. Alternativen sind eine zivile Karriere in einem Ausbildungsberuf oder ein Studium. Wenn es dem Arbeitgeber Bundeswehr an Nachwuchs mangelt, muss er eben überzeugend darlegen, dass diese riskante Arbeit mehr Brauchbares vermittelt als Grundlagen des Kriegshandwerks.
Beim Bundesfreiwilligendienst würde real keine Steuer fällig. Mehr als 336 Euro im Monat sind für die ehrenvollen Hilfstätigkeiten in Altersheimen und anderswo derzeit nicht drin - die Einkünfte daraus liegen unter dem Freibetrag.
Allerdings arbeiten bundesweit lediglich 37 000 Bufdis. Der Bedarf ist laut sozialen Trägern weit größer. Sie und der Staat sollten überlegen, ob sie diese Dienste attraktiver als nur mit einem Taschengeld entgelten. Dann könnten auch die Bufdis leichter eine geringe Steuerlast akzeptieren.
oht@volksfreund.de

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