Taktieren in Teheran

Die Geiselnahme von 52 Amerikanern in der US-Botschaft in Teheran liegt ziemlich genau 30 Jahre zurück - doch die Erkenntnisse aus dem historischen, damals 444 Tage dauernden Drama sind weiter gültig: Der Iran hält sich nicht an die Spielregeln der zivilisierten internationalen Gemeinschaft. Und: Wer verhandeln will, benötigt einen langen Atem.



Seit Ende Juli 2009 sitzen zwei amerikanische Touristen in iranischer Haft, die bei einer Wanderung in Kurdistan eigenen Angaben zufolge von iranischen Grenzern verschleppt und nun der Spionage beschuldigt werden. Und Deutschland macht derzeit - im Fall der beiden wegen eines simplen Akkreditierungsfehlers verhafteten Reporter - ebenfalls neue und unerfreuliche Erfahrungen mit dem Taktieren des Regimes in Teheran. Die Journalisten durften nun erstmals nach langem Tauziehen und mehreren gebrochenen Versprechen hinter den Kulissen Angehörige treffen.

Vergleichbare Fälle haben in der Vergangenheit gezeigt, dass die Hardliner im Iran vor allem ein Ziel mit solchen Quasi-Geiselnahmen verfolgen: grundsätzlich die eigene Position bei politischen Streitfragen mit dem Westen zu stärken und handfeste Gegenleistungen zu erreichen.

Die Hoffnung, die beiden Reporter zum Weihnachtsfest durch stille Diplomatie und eher zurückhaltendes Vorgehen frei zubekommen, hat sich leider nicht erfüllt. Die Frage ist deshalb, ob hier nicht doch in absehbarer Zeit mit stärkerem nationalen und internationalen Druck agiert werden sollte. Denn scharfe Kritik hat durchaus Durchschlagskraft - und zum Beispiel die Steinigung von Sakineh Aschtiani verhindert, über deren Fall die Festgesetzten berichten wollten.

nachrichten.red@volksfreund.de

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