Trauriger Vogel

Schon zu Rudolf Scharpings Zeiten als Verteidigungsminister war der A400M das wichtigste rüstungspolitische Thema.

Gestern, sagenhafte zwölf Jahre nach der Grundsatzentscheidung für seine Anschaffung, hat der Lufttransporter zum ersten Mal abgehoben. Immerhin, er fliegt. Aber auslieferungsfähig ist er noch lange nicht. Die Bundeswehr muss weiter mit den alten Transall und Herkules nach Djibuti und Afghanistan reisen. Ein trauriger Vogel ist der A400M geworden, ein Produkt des industriepolitischen Protektionismus Europas. Auf keinen Fall wollte man die auf dem Markt erhältlichen Maschinen von Boeing oder gar russische Antonows. Um jeden Preis wollte man eine europäische Eigenentwicklung, wobei die bestellenden Staaten ihre Anforderungen ständig veränderten und aufstockten. Der Transporter sollte eine eierlegende Wollmilchsau werden: maximale Transportkapazität und Reichweite bei kürzester Startbahn, wüsten- und tropentauglich, das ideale Gerät für den Blitz-Friedenseinsatz bis zum Äquator. Und ein völlig neu entwickeltes Triebwerk dazu. Etliche Jahre und unerwartete technische Probleme später steht der Mutterkonzern EADS vor einem wirtschaftlichen Scherbenhaufen. Und nun wird es für die Steuerzahler richtig teuer. Acht Milliarden Euro mehr sind wahrscheinlich fällig, 28 statt 20 Milliarden für 180 Maschinen. Deutschland ist mit einem Drittel dabei. Die Verteuerung ist doppelt so viel Geld, wie Europa in Kopenhagen den unter dem Klimawandel leidenden Entwicklungsländern anbietet.

nachrichten.red@volksfreund.de

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