Die Woche im Blick Die Bahnpläne – ein Komplettausfall

Die Bahn verspricht, Trier wieder an den Fernverkehr anzubinden. Der Blick auf eine Luftnummer.

Trier soll ab 2030 wieder Anschluss an den Fernverkehr erhalten - eine Luftnummer
Foto: TV/Friedemann Vetter

Grund zum Jubeln? Ab 2030 – so steht es im Deutschlandtakt, den Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) in dieser Woche präsentiert hat, soll Trier wieder eine Anbindung an den Fernverkehr erhalten. Im Fahrplan der Bahn soll dann eine Verbindung von Luxemburg über Trier nach Norddeich stehen.

Grund zum Weinen: Schon beim flüchtigen Blick zeigt sich: Diese angebliche Verbesserung ist ein verkehrspolitischer Affront gegen unsere Region. Trier – und damit die gesamte Umgebung – bleibt zugtechnisch dauerhaft abgehängt. Zu den Details: Der vorgesehene IC2 ist die erste Luftnummer, Bahnfahrer sprechen von einem aufgehübschten Nahverkehrszug, nicht mehr. Luftnummer zwei: Eine stündliche oder halbstündliche Anbindung ist nicht vorgesehen. Ganz im Gegenteil: Einmal am Tag soll es das neue Angebot geben. Das ist übrigens schlichtweg nur die Verlängerung der bisherigen Verbindung von Ostfriesland nach Koblenz. Zudem ist das neue Angebot ein altes, die Zugschilder aus früheren Zeiten finden sich im Stadtmuseum in Trier. Historisch, überholt, museumsreif – das alles passt traurigerweise zu den neuen Bahnplänen.

Damit kommen wir zu Luftnummer 3, die zugegeben damit zusammenhängt: Es geht um eine Verbindung ab 2030! Zwölf Jahre sollen die Menschen unserer Region warten, damit sie ein Angebot bekommen, einmal am Tag den Fernverkehr nutzen zu können. Zwölf Jahre, in denen anderswo neue Verkehrssysteme gebaut werden, bleibt unsere Region nur eines: auf dem Abstellgleis.

Den Menschen, die in ganz Deutschland unterwegs sind, ob beruflich oder privat, bleibt fast nur, auf die zugegeben umweltschädlichsten Karten zu setzen: das Auto oder das Flugzeug. Denn ganz ehrlich: Wer will fast acht Stunden im Zug nach Berlin sitzen? Wer will zwischen knapp unter drei bis zu vier Stunden nach Frankfurt fahren? Wer teils über drei Stunden nach Köln unterwegs sein? Und das ist nur die Zeit von Bahnhof zu Bahnhof!

Grund zum Protest: Es wird Zeit, dass sich endlich alle Politiker, alle Wirtschaftsvertreter, auch alle Umweltschützer unserer Region zusammenschließen. Die Unterstützung aus Luxemburg ist ihnen übrigens gewiss. Denn genau diese Allianz muss sich dafür einsetzen, dass es aus Trier einen regelmäßigen Anschluss an den Fernverkehr gibt. Spätestens alle zwei Stunden müssen entsprechende Züge Richtung Köln oder Frankfurt rollen, ansonsten ist die Bahn mit Blick auf den Verkehr der Zukunft in unserer Region nicht nur leicht verspätet, sondern komplett ausgefallen. Vor allem, da es keine Modernisierungen der Strecken geben wird, wenn keine Fernzüge vorgesehen sind. Alte Strecken, geringes Tempo, lange Fahrtzeit, wenig Nachfrage bei Kunden. Das ist die Folge der neuen Pläne.

Wenn die Bahn und Scheuer andersherum argumentieren und die fehlende Nachfrage als Ausgangsproblem nennen, wird nur eines klar: Sie haben nicht ernsthaft vor, für unsere Region etwas zu ändern. Sie wollen sich nur bewegen, wenn etwa das Land dafür zahlt. Schlichtweg: Sie wollen sich aus Ihrer Verantwortung stehlen.

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