Triumph der Finanzlobby

Ein Klassiker unter den Anlageformen wird bald Geschichte sein: Der Bund wird ab August keine neuen Bundesschatzbriefe mehr auflegen und verärgert damit Hunderttausende Sparer, die sich nun mitten in der Euro-Krise neue sichere Anlagemöglichkeiten suchen müssen. Die Finanzagentur des Bundes trifft keine Schuld.

Als Dienstleister arbeitet die Agentur nach den Vorgaben des Finanzministeriums. Sie wollte das Privatkundengeschäft sogar ausbauen und wurde jetzt unsanft vom zuständigen Minister Wolfgang Schäuble ausgebremst.
Dabei waren Bundesschatzbriefe mehr als 40 Jahre ein Erfolgsprodukt. Generationen von Sparern schworen auf sie als sichere Anlageform. Kinder und Enkel wurden damit zu allerlei Festen beglückt. Kein Sparziel, von Führerschein bis Wohnungseinrichtung, war den Anlegern zu weit. Bei einer Mindestanlage von 100 Mark, später 52 Euro, profitierten auch kleinere Einkommen von der vom Bund angestrebten Vermögensbildung. Ende der siebziger Jahre finanzierte der Bund ein Drittel seiner Schulden über dieses Produkt. Das Ziel des Bundes, sich nicht einseitig von den Kapitalmärkten abhängig zu machen, war erreicht.
Doch schon damals wetterten die Banken gegen die "Schätzchen", die sie als Bedrohung für ihr Privatkundengeschäft ansahen. Weil der Bund der Finanzagentur deshalb immer engere Fesseln anlegte, dümpelte zuletzt der Absatz dieser Finanzprodukte vor sich hin.
Am Ende hat also wieder einmal die Finanzlobby triumphiert. Zu ihren Verdiensten gehörte zuletzt neben der für die Steuerzahler teuren Bankenrettung auch die Reduzierung der Einlagensicherung bei Privatbanken. Die Interessenvertretung der Banken hat es also geschafft, immer mehr Risiken auf den Privatanleger zu verlagern. Weil das Bundesfinanzministerium erneut vor dieser Lobby eingeknickt ist, werden die Zeiten für Sparer wohl noch unsicherer. t.zeller@volksfreund.de

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