Unsinnige Flickschusterei

Deutschland geht den einzig richtigen Weg. Und der führt weg von der Atomkraft. Hin zu Energieformen, die keine Gesundheitsgefahr und keine Lebensbedrohung darstellen. Und die Atomkraft ist eine solche Bedrohung.

Spätestens seit Fukushima ist klar, dass das Unwahrscheinliche überall und jederzeit eintreten kann. Das japanische Atomunglück hat auch gezeigt, dass ein solcher Fall selbst technisch höchst entwickelte Länder vor riesige Probleme stellt. Strahlende Probleme, die, anders als andere, auch nach Jahrzehnten nicht einfach so verschwinden.
Daher ist es gut, alle europäischen Atomkraftwerke eingehend auf ihre Sicherheit zu überprüfen. Nur leider sieht es so aus, als würde man nicht die richtigen Schlüsse daraus ziehen. In dem Entwurf des EU-Berichts ist die Rede davon, dass die EU-Kommission sicherstellen will, dass die zahlreichen entdeckten Sicherheitsmängel bis 2015 behoben werden. Von Schließungen mangelhafter Atomkraftwerke ist keine Rede. Die Kosten fürs Flickschustern: EU-weit geschätzt zwischen zehn und 25 Milliarden Euro. Milliarden! Um ein nicht zukunftsfähiges System weniger lebensgefährlich zu machen. Und schon melden sich Zweifler, die nicht daran glauben, dass man mit "nur" 25 Milliarden überhaupt hinkommt. So nötig diese Flickschusterei leider in den meisten Ländern derzeit ist: Das Geld würde besser in die Weiterentwicklung nachhaltiger Energieformen investiert!
Glaubt denn ernsthaft noch irgendjemand daran, dass es bei Pannenreaktoren wie in Cattenom (ein Defekt nach dem nächsten) oder Tihange (Tausende Risse im Reaktor) reicht, hier oder da etwas zu verbessern? Die von der EU-Kommission aufgelisteten Sicherheitsmängel sind im Fall der Fälle gravierend. Wenn das unwahrscheinliche große Hochwasser kommt, wenn das unerwartete starke Beben die Erde erschüttert, kurz: wenn der Extremfall eintritt - dann sähe es in Cattenom oder Tihange düster aus. Von Flugzeugabstürzen oder Terrorangriffen mal ganz zu schweigen. Aber: Die Kraftwerke haben ja auch ohne diese Ereignisse schon riesige Probleme. Mit ihrer altersschwachen, maroden und rissigen Substanz, die dazu führt, dass in Cattenom ein "Zwischenfall" den nächsten jagt oder der Betrieb, wie in Tihange, über Monate hinweg ganz eingestellt werden muss. Einfach, weil es zu riskant wäre, weiterzumachen. Besser möglichst rasch abschalten. Und lieber was Sinnvolles mit den Milliarden machen. Dann hätten Menschen, die an der Saar leben, in Trier oder in der Eifel auch etwas davon, dass Deutschland auf dem richtigen Weg ist.
k.hammermann@volksfreund.de

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