Unvernunft ist größter Risikofaktor

Nach dem Deutschland-Rallye-Wochenende mit zwei Toten und zwei Schwerverletzten wird die Debatte über Sicherheit im Motorsport erneut entfacht. Die Motorsport-Skeptiker sollten dabei nicht in Polemik verfallen - das ist nach solchen Unfällen nicht angebracht. Und die Veranstalter dürfen sich nicht einigeln, indem sie permanent darauf hinweisen, wie hochkarätig ihre Sicherheitsmaßnahmen sind oder die Fehler bei anderen suchen.

Die beiden Unfälle lenken den Blick gleich auf zwei Themen, die diskussionswürdig sind. Da sind die rallyeverrückten Motorsportfans, die ein möglichst intensives Erlebnis suchen und auf die von den Veranstaltern eingerichteten Sicherheitsbereiche pfeifen. Und da sind uralte Fahrzeuge, die anscheinend nicht sicher genug sind, um über Rallyepisten zu rasen.

Beim Zuschauer-Thema ist jeder Einzelne gefragt. Dass sich die Fans oft nicht an die Vorschriften halten, beweisen etliche Videos im Internet. Die Filmclips dokumentieren, dass sich Fans oft nur einen Meter von der Strecke entfernt aufhalten. Meist warten sie dort mit Kameras auf das perfekte Foto, ohne Rücksicht auf Leib und Leben. Manchmal schlittern die Autos sogar nur wenige Zentimeter an ihnen vorbei. Da ist es ein Wunder, dass es nicht häufiger zu Unfällen wie am Sonntag kommt.

Dabei haben Veranstalter, Medien und Fahrer eigentlich oft genug an die Vernunft der Fans appelliert, in den Sicherheitszonen zu bleiben. Die Appelle scheinen wirkungslos verhallt zu sein. Deshalb müssen die Streckenposten noch strikter dafür sorgen, dass die Zuschauer sich nur in den markierten Zonen aufhalten. Und wer sich nicht daran hält, muss zur eigenen Sicherheit Konsequenzen zu spüren bekommen - zum Beispiel den Ausschluss von der Rallye.

Bei der Oldtimer-Frage, dem zweiten Thema, sind die Veranstalter gefordert. Denn 30 bis 40 Jahre alte Fahrzeuge sind nicht dazu konstruiert, über eine Rampe zu springen und 30 Meter durch die Luft zu fliegen. Hätten die beiden Niederländer in Baumholder ein modernes Rallye-Fahrzeug gehabt, das dem Stand der Sicherheitstechnik entspricht, wären sie vermutlich nicht tödlich verunglückt.
Deshalb ist es sinnvoll, künftig darauf zu verzichten, historische Farhzeuge auf solch gefährliche Strecken zu schicken. Alles andere wäre nach dem tödlichen Unfall in Baumholder absolut unvernünftig.

c.kremer@volksfreund.de

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