Unverzüglich handeln
Am Flughafen Hahn brennt es lichterloh. Das hat Geschäftsführer Heinz Rethage schon festgestellt, als er im Februar sein Amt angetreten hat.
Sieben Monate später hat es immer noch keiner vermocht, das Feuer zu löschen. Im Gegenteil.
Der Verdacht schwebt im Raum, dass in der Vergangenheit gemauschelt worden sein könnte. In der Chefetage zankt man sich wie die Kesselflicker. Das Sanierungskonzept treibt den von Stellenabbau bedrohten Mitarbeitern den Angstschweiß auf die Stirn. Die Kunden des Flughafens und mögliche Investoren rätseln, wie vertrauenswürdig der Hahn derzeit ist.
Ministerpräsidentin Malu Dreyer und der zuständige Minister Roger Lewentz sind gefordert, unverzüglich zu handeln und zumindest den Machtkampf zu beenden. Genau darüber ist gestern auch im Ministerium mit den Bossen des Aufsichtsrates und den Geschäftsführern geredet worden.
Dass man sich dazu entschlossen hat, dem Sanierer Rethage den Rücken zu stärken, ist eine gute Entscheidung. Was wäre es für ein fatales Signal nach innen und außen gewesen, ausgerechnet den Mann, dem man den klaren Auftrag zur Umstrukturierung erteilt hat, wieder in die Wüste zu schicken. Denn daran, das defizitäre Jahresergebnis zu verbessern, indem die Kosten gesenkt und die Erlöse gesteigert werden, führt kein Weg vorbei. Auch nicht daran, sämtliche Vorwürfe der Unregelmäßigkeiten rückhaltlos aufzuklären.
Rethage mag unbequem sein und sogar bisweilen als Elefant im Porzellanladen auftreten, und er muss gegenüber den fast 400 Mitarbeitern dringend mehr Fingerspitzengefühl beweisen. Gleichwohl erscheint er, der von außen kam und sämtliche Bücher durchforstet hat, am ehesten geeignet, die verkrusteten Strukturen aufzubrechen. Ob es kriminelle Machenschaften gegeben hat, muss sich erst noch herausstellen. Filz und über Jahre entstandene Netzwerke gibt es auf jeden Fall.
Vom einst hoch gelobten Aufsichtsratschef Johannes Endler heißt es hinter vorgehaltener Hand, er habe in den vergangenen zwei Jahren kaum etwas bewegt. Und dem kaufmännischen Geschäftsführer Wolfgang Pollety wird in rot-grünen Regierungskreisen ebenfalls nicht zugetraut, das Ruder herumzureißen. Da beide auch noch mit Heinz Rethage über Kreuz liegen, ist es nur folgerichtig, wenn das Land als Hauptgesellschafter über Personalwechsel nachdenkt. Dass sich das Trio nach all den Vorkommnissen noch einmal zusammenraufen könnte, ist eher unwahrscheinlich.
f.giarra@volksfreund.de