Die Woche im Blick Das Wirrwarr um die Zahlen

Eines vorab: Keiner kann wirklich sagen, wie sich die Corona-Pandemie entwickeln wird. Und keiner kann wirklich sagen, ob der in Deutschland eingeschlagene Weg im Kampf gegen Sars-CoV-2 der komplett richtige ist.

Verdoppelung, Reproduktionszahlen, Infizierte - das Wirrwarr um die Corona-Zahlen
Foto: TV/Friedemann Vetter

Allerdings: Es spricht vieles dafür, dass etwa das Abstandhalten derzeit eine der sinnvollsten Maßnahmen ist. Vor allem: So kann möglicherweise bald mit etwas mehr Sicherheit überlegt werden, wie viele Maßnahmen wieder gelockert werden können.

Aber an was orientieren wir uns dabei eigentlich? Angela Merkel brachte zunächst die Verdopplungszeit der Fallzahlen ins Spiel. Und sie verlängerte diese Periode später von 10 bis 12 auf dann 14 Tage. Nun, da die Zahl deutlich erreicht ist, nannte die Kanzlerin als entscheidende Variable die Reproduktionszahl. Diese zeigt, wie viele Menschen ein infizierter Mensch ansteckt. Größer 1 wächst auf Dauer die Fallzahl und damit müssen mehr Patienten behandelt werden. Kleiner 1 nimmt die Fallzahl ab. Allerdings: Diese Zahl ist seit Mitte März bereits in Deutschland unter 1 – also zumindest vor dem letzten Schritt der verschärften Maßnahmen. Das heißt ausdrücklich nicht, dass diese nicht sinnvoll gewesen sein können. Vielleicht haben sie die Situation stabilisiert, vielleicht haben sie zu mehr Entspannung beigetragen. Nur: Es ist nicht komplett nachweisbar.

Übrigens: Wer auf die bereits seit längerem unter 1 liegende Reproduktionszahl hinweist, bekommt vor allem zwei Dinge zu hören: Einerseits enthalte sie immer einen Teil, der statistisch komplex prognostiziert wird. Im März konnten die Aussagen so noch gar nicht getroffen werden. Und andererseits sei die Zahl alleine nicht ausreichend, um über die Entwicklung der Pandemie urteilen zu können.

Das ist denen, die sich ausführlich damit beschäftigen, sofort einleuchtend. Könnten etwa die Fälle komplett nachverfolgt werden, wäre ein zeitweises Ansteigen über 1 kein größeres Problem. Es ist also weiter notwendig, die Entwicklungen insgesamt und in den einzelnen Regionen im Blick zu haben. Und es ist notwendig, etwa die Dunkelziffer der unerkannten Infizierten so gering wie möglich zu halten.

Nur eines ist ebenso notwendig: Den Bürgerinnen und Bürger klar und deutlich zu kommunizieren, woran sich die Politik unseres Landes orientiert.

Übrigens: Der Vizepräsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lars Schaade, hat gestern betont, dass er ein weiteres Absinken der täglichen Coronavirus-Neuinfektionen für notwendig hält. Derzeit seien dies etwa 2000 Fälle. „Ich würde sagen, dass es erforderlich ist, dass diese Fallzahlen auf wenige Hundert pro Tag sinken, bevor man dann über eine weitgehende Lockerung der Maßnahmen nachdenken kann.“ Ist das nun unser neues Ziel?

In diesem Sinne: Lassen Sie sich nicht zu sehr von den vielen Aussagen zu verschiedenen Zahlen verwirren. Lassen Sie uns gemeinsam hoffen und dafür sorgen, dass die Entwicklung in unserer Region Mut macht. Hier sind etwa die Zahlen der derzeit Infizierten in den vergangenen Wochen deutlich gesunken: von 311 auf 155. Und das ist unbestritten positiv.

Bleiben Sie gesund!

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