Viele trauen sich jetzt mehr

Betrachtet man einfach nur die Entwicklungen, die unlängst zum Beispiel das Bundesinnenministerium veröffentlicht hat, dann ist die Zahl der rechtsextremistischen Übergriffe in Ostdeutschland überproportional höher. Auch gibt es viele Studien und Analysen, in denen erklärt wird, weshalb im Osten Ressentiments gegenüber Ausländern eher verbreitet sind als anderswo in der Republik.

Die Veränderungsprozesse der letzten 25 Jahre nach dem Mauerfall sind eine Erklärung.
Daraus aber den Rückschluss zu ziehen, Fremdenfeindlichkeit sei ein rein ostdeutsches Phänomen, wäre falsch - und fatal. Diese Probleme gibt es selbstverständlich auch im Westen. Und wie.
Dortmund beispielsweise gilt unter Experten schon lange als braune Hochburg in den alten Ländern. Wer zudem bei diesem Thema nur die ostdeutsche Brille aufsetzt ignoriert, dass die Bekämpfung von Intoleranz eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und sicherlich nicht nur eine regionale ist. Rassismus ist oft auch eine Erscheinung in der Mitte der Gesellschaft. Was daher besonders beunruhigt ist, dass offener Rechtsextremismus in ganz Deutschland salonfähiger geworden ist. Viele trauen sich jetzt mehr. Deswegen muss man sich auch stärker trauen, dagegenzuhalten.
Gleichwohl haben die Bilder aus Heidenau oder von Pegida in Dresden natürlich ihre Wirkung erzielt. Vor allem Sachsen verspürt offenkundig inzwischen einen Rückgang beim Tourismus; auch die dortige Wirtschaft sorgt sich um das Bild des Freistaates.
Wer um das eigene Image bangt, wie jetzt die ostdeutschen Ministerpräsidenten, der muss aber auch etwas dafür tun, dass der eigene Ruf nicht leidet. Der darf dann eben nicht nur halbherzig gegen braune Entwicklungen vorgehen oder die falschen Entscheidungen zur falschen Zeit fällen - wie das Erlassen eines Versammlungsverbotes. In Sachsen, aber auch anderswo.

nachrichten.red@volksfreund.de

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