Warum immer wieder?

Traurig ist gar kein Wort für das, was geschehen ist. Was wieder geschehen ist. Nur diesmal eben nicht in Bremen, Schwerin oder Plauen. Sondern hier. Ein Baby wird wahrscheinlich sterben, weil es seine Eltern misshandelt haben.



Warum? Warum passiert so etwas immer wieder? Warum füllen solche Nachrichten fast täglich die Meldungsspalten? Ist unsere Gesellschaft so verroht? Sind diese Nachrichten doch nur die Spitze eines Eisberges, die schlimmsten Anzeichen dafür, dass in vielen Familien vieles grundlegend schiefläuft? Dafür, dass Gewalt und Verwahrlosung leider viel alltäglicher sind, als man glauben möchte? Und das nicht nur dort, wo man soziale Brennpunkte vermuten darf, sondern auch in der Region Trier, die durch Ländlichkeit und niedrige Arbeitslosenzahlen glänzt.

Vor diesem Hintergrund ist es gut, dass die Gesetzgebung geändert wurde, so dass Ärzte, Psychologen oder Lehrer nun verpflichtet sind, Verdachtsfälle beim Jugendamt zu melden.

Es ist auch gut, dass die Öffentlichkeit in den vergangenen Jahren viel sensibler für das Thema geworden ist. Menschen greifen nun eher zum Hörer, wenn sie fürchten, dass ein Kind misshandelt oder missbraucht wird. Eine Tatsache, der die gestiegenen Fallzahlen geschuldet sein dürften. Fallzahlen, mit denen die Jugendämter zu kämpfen haben. Diese Ämter leisten eine extrem wichtige Arbeit. Denn oft sind sie die letzte Rettung für gefährdete Kinder und Jugendliche. Deshalb ist es wichtig, dass hier nicht gespart wird, auch wenn der Bereich "Soziales" schon jetzt das ist, was die Kommunen am stärksten belastet.

Doch selbst wenn jedes Jugendamt Deutschlands genügend Personal hätte, um all der Fälle Herr zu werden: Das Problem wird damit nicht gelöst. Denn die Ursachen werden weiterhin bestehen: Gleichgültigkeit, Armut, Verwahrlosung, Sucht, Sadismus, Ungeduld, mangelnde Liebe, fehlendes Verantwortungsgefühl, psychische Krankheiten oder eine hohe Gewaltbereitschaft.

Dagegen anzukommen ist schwer. Das, was jeder Einzelne tun kann, ist, nicht wegzusehen. Und wenn es sein muss, zum Hörer zu greifen. Das könnte ein Leben retten.

k.hammermann@volksfreund.de

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