Meinung Der Müll, über den wir schreiben

Droht die Bio-Tüten-Revolution? Zumindest nicht kurzfristig. Ein Blick auf die großen Themen dieser Woche, ganz nah am Leben.

 Chefredakteur Thomas Roth

Chefredakteur Thomas Roth

Foto: TV/Friedemann Vetter

Ihr schreibt doch über jeden Müll – der Vorwurf an uns kam in den vergangenen Monaten öfter auf. Und er stimmte, zumindest in Teilen: Die Bio-Tüte war immer wieder Thema bei uns. Die Tüte, die die letzte Ausflucht vor der großen Bio-Tonne – bei Gegnern stets als Maden-Tonne bezeichnet –, bieten soll. Die Tüte, deren Test auf Haltbarkeit bei unseren Lesern für Aufsehen sorgte, auch wenn einige übrigens die Tüte mit einem fast unzerstörbaren Koloss verwechselten und sich über das Reißen nasser Behältnisse wunderten. Die Tüte, die – so zumindest klang es in der Verbandsversammlung des ART am Donnerstag – doch bei den Bürgern langsam besser angenommen wird. Neuen Abgabestationen und vielleicht auch ersten realistischen Selbsttests sei Dank.

Doch nun gibt es die ersten Risse – nicht in der Tüte wohlgemerkt, sondern in der Reihe der Befürworter. Der Gemeinderat in Altrich beschloss fast zeitgleich zum ART-Treffen, dass er die Einführung einer Bio-Tonne im Ort empfiehlt. Droht nun die Müll-Revolution? Ganz so schnell sicher nicht. Denn klar ist: Über die Einführung einer Tonne wird nicht vor Ort entschieden. Und in der Versammlung ist die Meinungslage eindeutig: Die Tonnen-Idee gehört auf den Müll. Und da wird sie zumindest für eine Zeit bleiben. Zumindest, falls alle Bürger genügend Bio-Tüten abgeben. Und vielleicht gibt es irgendwann sogar andere Vorgaben, die wieder die Freiheit lassen zu entscheiden, ob ein eigener Bio-Behälter überhaupt notwendig ist – egal ob Tonne oder Tüte. Denn das ist das Absurde beim Streit um die Abfallbehälter: Aus ökologischen Gründen sind sie bei uns – das sagten zumindest frühere Analysen – gar nicht notwendig. Das liegt an der Trocknung des Mülls, den Bakterien aus Bio-Müll beschleunigen würden. Was ist, wenn der Bio-Müll fehlt? Dann ist der Heizwert des Mülls schlechter. Das kann zur seltsamen Situation führen, dass durch das Trennen des Bio-Mülls die Kosten für die Entsorgung des normalen Mülls steigen und damit die Gebühren. Ganz ehrlich: Solche Regelungen sind nicht nur schwer zu verstehen: Sie sind schlichtweg Müll. Und diesen müssen jetzt die ART und die Politiker vor Ort mit der Tüte entsorgen.

Auch wenn es doch nur um Abfall geht, wie mir vor kurzem ein Leser geschrieben hat: Wir sind uns sicher. Dieses Thema bewegt und beschäftigt die Menschen vor Ort. Ebenso in dieser Woche aktuell: Grippe und Noro-Virus grassieren in unserer Region. Unternehmen klagen über hohe Krankenstände, in Krankenhäusern hatten einzelne Abteilungen sogar einen Aufnahmestopp verhängt. Die Krankheiten sorgten zudem bei manchem Rettungsdienst für Personalmangel. Einerseits, weil zwangsläufig die Helfer immer in Gefahr stehen, sich anzustecken. Andererseits wohl auch, weil hier bereits jetzt Mitarbeiter fehlen. Der Job als Helfer, oft zu Tag und Nacht bereit, mit langen Arbeitszeiten und keineswegs hoch entlohnt, ist für viele nicht mehr attraktiv.

Daher sind an dieser Stelle zwei Dinge wichtig: Erstens: Den Helfern wieder einmal zu danken für das, was sie für uns alle leisten. Und zweitens: Allen, die derzeit krank sind, gute Besserung und schnelle Genesung zu wünschen!

t.roth@volksfreund.de

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