Die Woche im Blick Weihnachten – das Fest der Chancen

Trier · Erwachsene werden zu Kindern. Kinder zu Entdeckern einer großen Geschichte. Wer Weihnachten ohne den Anspruch an Perfektion genießt, hat die Chance auf eine magische Nacht.

 Thomas Roth

Thomas Roth

Foto: TV/Friedemann Vetter

Haben Sie alle Geschenke besorgt? Ist der Christbaum geschmückt? Das Essen schon vorbereitet? Sind die Verwandten eingeladen und alle voller Vorfreude? Dann bleibt nur noch, Ihnen an dieser Stelle ein frohes Fest zu wünschen. Und allen anderen? Wünschen wir zusätzlich noch möglichst stressfreie Tage, Glück bei der Parkplatzsuche in der Stadt, gute Nerven beim Baumtransport oder bei der Reise zu den Verwandten – vor allem aber Freude mit den Liebsten.

Weihnachten ist das Fest der Liebe. Es dreht sich um Josef und Maria. Sie hochschwanger, eine Unterkunft und einen Platz für die Geburt suchend. Zwei Flüchtlinge, die Hilfe benötigen. Ein Wunder: In einem Stall wird Gottes Sohn geboren. In armen Verhältnissen kommt er zu den Menschen, eine Krippe ist sein erstes Bett. Weihnachten ist nicht mit wenigen Worten zu erklären. Das Fest fasziniert – Erwachsene und Kinder. Sie lassen sich begeistern von dieser in unserer aufgeklärten Welt für manche seltsam klingenden Geschichte.

Beim christlichen Weihnachtsfest geht es um den Glauben. Es geht um Dinge, die nicht rational erklärt werden können. Es geht um die Geheimnisse des Lebens. Es geht aber auch schlichtweg darum, offen zu sein. So offen, wie es die Gotteshäuser an diesem Tag ebenfalls sind. Oft finden Menschen den Weg, die den Gottesdienst ansonsten meiden. Daher ist Weihnachten für die Kirche das Fest der Chancen. Die Chance, jene anzusprechen, die nicht mehr die enge Bindung haben, aber doch an Gott glauben. Laut neuer Umfragen sind dies übrigens weit mehr als die Hälfte aller Deutschen. Die Chance, ihnen zu zeigen, dass es sich lohnt, über den eigenen Glauben nachzudenken. Denn wir Menschen suchen gerade in unserer schnelllebigen Welt durchaus Halt. Wir grübeln über das eigene Leben. Wir meditieren, um zu uns selbst zu finden. Und wir werden doch auf Dauer erst zufrieden, wenn nicht nur das Ich im Blick ist.

Weihnachten ist das Fest der Geschenke. 278 Euro geben die Deutschen im Schnitt dafür aus. Nur noch Kommerz und Kitsch sind im Blick, sagt mancher Skeptiker. Und es stimmt ja: In vielen Geschäften ist der Winterweihnachts-Verkauf seit Monaten im Gange, Weihnachtsmärkte locken an jeder Ecke, das Besondere wird zum Gewöhnlichen.

Doch eines übersehen die Kritiker: Selbst die fleißigsten Einkäufer wollen doch vor allem eines: andere glücklich machen. Weihnachten ist – und das ist keineswegs nur bei denen so, die christlich feiern – ein Fest der offenen Herzen. Fröhliche Kinderaugen. Freude über die Weihnachtsgeschichte. Freude über einen schön geschmückten Baum. Freude über die Krippe darunter. Freude über die gemeinsame Zeit. Und auch: Freude über kleine und große Überraschungen. Wer an Weihnachten loslassen kann und die anderen im Blick hat, wird die Tage genießen können.

Ich wünsche Ihnen daher ein Fest nach Ihren Vorstellungen – laut feiernd oder ruhig und besinnlich. Vielleicht mit Gottesdienstbesuch und dem Warten aufs Christkind. Vielleicht mit launigen Gedichten und dem Besuch des Weihnachtsmanns. Vielleicht mit der Freude über gemeinsames Singen und über Kinder, die ihre Geschenke schnellstmöglich auspacken und testen wollen. Und vielleicht ja mit einer Kombination aus alledem. Denn Weihnachten ist für Sie hoffentlich zumindest in jedem Fall eines: ein Fest der Familie und der Freunde. Ein Fest des Innehaltens, des Nachdenkens, der guten Gespräche und der erfreulichen Begegnungen. Ein Fest, bei dem es nicht um Perfektion geht, sondern um die kleinen Gesten und ein großes Wunder.

In diesem Sinne: Frohe Weihnachten!

thomas.roth@volksfreund.de

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