Weiter auf der Erfolgsspur

Kaum ein Bereich hat in den vergangenen Monaten so widerstandsfähig der Finanz- und Schuldenkrise getrotzt wie der deutsche Arbeitsmarkt. Trotz Konjunktureintrübung und dem ständigen finanziellen Balanceakt in der Euro-Zone ist die Zahl der Beschäftigten in Deutschland auf den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung gesprungen.

Erstmals sind mehr als 41 Millionen Deutsche erwerbstätig. Gleichzeitig liegt die Zahl der Arbeitslosen deutlich unter drei Millionen. Damit ist die Arbeitslosigkeit in Deutschland im vergangenen Jahr auf den tiefsten Stand seit 20 Jahren gefallen. Der Arbeitsmarkt wird auch voraussichtlich 2012 für die Politik nicht die große Baustelle.
Was insgesamt für Deutschland gilt, hat auch in der Region seinen Wert. Der regionale Arbeitsmarkt hat sich in den vergangenen zwölf Monaten sogar noch deutlich robuster präsentiert als viele andere Gebiete in Land oder Bund.
So schön die Nachrichten sind, so differenziert muss man sie betrachten. So geht inzwischen jede dritte Neuanstellung auf das Konto der Zeitarbeit. Viele Stellen werden nicht mehr als Vollzeitjob ausgeschrieben, sondern als Teilzeit- oder Minijob - und so geht neben dem Jobwunder auch das Phänomen einher, dass viele Beschäftigte nicht mehr allein von ihrem Verdienst leben können und vom Staat alimentiert werden.
Auch die Beschäftigten haben in den vergangenen zehn Jahren mit ihrer Lohnzurückhaltung dafür gesorgt, dass deutsche Firmen im internationalen Vergleich deutlich an Konkurrenzfähigkeit zugelegt haben. Das deutsche Beschäftigungswunder hat also auch seine Schattenseiten. Auch die mehr als 10 000 Menschen in der Region, die 2011 im Schnitt arbeitslos waren, wissen davon ein Lied zu singen. Egal wie positiv die Gesamtlage ist, hinter jedem statistischen Arbeitslosen steht ein persönliches Schicksal.
Doch unter dem Strich wirkt die Entwicklung auf dem deutschen Arbeitsmarkt in Zeiten der globalen Krisen wie ein Märchen. Damit diese Erfolgsgeschichte weitergeht, muss allerdings in den kommenden Monaten auch die Binnenkonjunktur gestärkt werden. Dazu müssten die Tarifpartner bereit sein, die Lohnzurückhaltung der vergangen Jahre aufzulockern. Ein sicherer Arbeitsplatz, etwas mehr in der Lohntüte, das sind die Bestandteile für eine gesunde Binnennachfrage. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft können viel dafür tun, dass der Arbeitsmarkt 2012 weiter auf der Erfolgsspur bleibt.
h.waschbuesch@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort