Wer hat von meinem Tellerchen gegessen?

Das Beispiel hätte Schule machen können. Einige junge Leute wollten die Welt verbessern. Wenigstens ein kleines bisschen - und scheiterten an deutscher Gründlichkeit.

Es ist ein Thema aus der Wohlstandsgesellschaft, ein Randthema nur auf den ersten Blick. Denn was Freiburger Studenten sich einfallen ließen, um auf eine weltumspannende Ungeheuerlichkeit hinzuweisen, war ebenso originell wie vorbildlich. Als Zeichen gegen Nahrungsverschwendung aßen die Studenten in der Mensa auf, was andere auf ihren Tabletts übrig gelassen hatten.

Rechtliche Bedenken, wie schwierige Eigentumsverhältnisse nach dem Motto: Wer hat von meinem Tellerchen gegessen?, setzten dem sogenannten "Bändern" nun ein Ende. Hinzu kamen Haftungs risiken für den Mensabetreiber, wenn etwa jemand wegen unzureichender Hygiene krank würde. Laut einer Studie der Umweltstiftung WWF werden allein in Deutschland pro Sekunde (!) 313 Kilogramm noch genießbare Lebensmittel weggeworfen - 18,4 Millionen Tonnen im Jahr.

Nicht einmal eingerechnet sind dabei die Produkte, die wegen falscher Lagerung oder überbordenden Konsums als verdorbene Ware entsorgt werden. In anderen Industrieländern sieht es nicht besser aus. Die Welternährungsorganisation (FAO) vermutet, dass weltweit jedes Jahr rund 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel auf dem Müll landen - etwa ein Drittel der globalen Jahresproduktion. Gleichzeitig leidet von sieben Milliarden Menschen auf der Erde eine Milliarde an Hunger.

Durch Düngung, Produktion, Transport und Kühlung von Lebensmitteln werden zudem klimaschädigende Treibhausgase freigesetzt. Für Essensberge, die gar nicht verzehrt werden, völlig umsonst. Das ist der ganze Irrsinn, dem man mit Gesetzen nicht beikommen kann. Aufgeweckten Verbrauchern, wie den Freiburger Studenten, die der Wegwerfgesellschaft auf so sympathische Weise den Spiegel vorgehalten haben, aber offenbar schon. Formal sogar zu Recht.

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