Wer’s glaubt, wird selig

Die Spendenaffäre Mauss ist für die CDU eine tickende Zeitbombe

Die gestern von CDU-Generalsekretär Patrick Schnieder der Öffentlichkeit präsentierten weiteren Spenden des inzwischen pensionierten Geheimagenten Werner Mauss können nicht wirklich überraschen. Warum sollte der 76-Jährige - wie bislang bekannt - erst 2008 damit begonnen haben, die rheinland- pfälzischen Christdemokraten mit Spendengeldern zu beglücken? Auf diese Frage gab es bislang keine Antwort. Jetzt ist sie da: Werner Mauss hat nach Angaben seines Anwalts regelmäßig an die CDU gespendet, seit der deutsche James Bond Ende der 1960er Jahre in den kleinen Hunsrückort Altstrimmig gezogen ist. Was da an finanziellen Zuwendungen unterm Strich geflossen sein mag, kann man nur vermuten. Der Gesamtbetrag dürfte in die Hunderttausende gehen. Gestern allerdings gab CDU-General Schnieder nur bekannt, dass zwischen 1999 und 2005 weitere Mauss-Spenden geflossen seien - teils verdeckt über eine befreundete Kanzlei, teils unter Mauss' Decknamen Richard Nelson. Der war übrigens ein offenes Geheimnis. Im Spiegel wurde schon Mitte der 1980er Jahre ausführlich über den "Detektiv und die Dreckskerle" alias Richard Nelson berichtet. Rund um sein palastähnliches Domizil auf dem Hunsrück war der Deckname da schon längst ein Begriff. Nur die CDU will von alldem nichts gewusst oder erst jetzt erfahren haben? Wer's glaubt, wird selig. Spätestens seit gestern ist klar: Die neue Spendenaffäre der Landes-CDU nimmt gerade erst richtig Fahrt auf. Und sie ist eine tickende Zeitbombe. So lange nicht alle Zuwendungen entdeckt oder bekanntgemacht worden sind, muss die CDU jeden Tag mit neuen Enthüllungen rechnen. Und mit unangenehmen Fragen: Warum spendet ein windiger Agent einer Partei über Jahrzehnte hinweg so viel Geld? Was wurde mit den Zuwendungen gemacht? Warum hat sich angeblich nie ein Verantwortlicher der CDU dafür interessiert, wer hinter den satten Spenden steckt? Und warum geht die ansonsten so omnipräsente Parteichefin Klöckner beim Thema Mauss laufend auf Tauchstation? Auf die Antworten darf man gespannt sein. Vorausgesetzt, die CDU gibt welche.

r.seydewitz@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort