Wieso erst jetzt?

Fast zwei Wochen ist es her, dass die Scheinangriffe eines US-Kampfjets im Eifeldorf Nattenheim für Aufruhr gesorgt haben. Zwei Wochen, in denen die Amerikaner behauptet haben, alles richtig gemacht zu haben.

Nun haben sie zugegeben, dass ihr Pilot gegen Regeln verstoßen hat, und sie haben sich entschuldigt. Das ist bemerkenswert und hat sicher Überwindung gekostet.

Und doch kann kein Wohlgefühl aufkommen. Denn wieso kommt dies erst jetzt? Wieso muss die Air Force erst Radardaten aus Hessen anfordern, um herauszufinden, wie hoch ihr eigener Jet geflogen ist? Wieso müssen erst Politiker protestieren, Behörden ermitteln und Medien immer wieder darüber berichten, ehe es ein Eingeständnis und eine Entschuldigung gibt? Diese Hinhaltetaktik war, wie der zuständige Landrat Roger Graef es nennt, "nicht vertrauensbildend". Graef hat Recht. Das Verhalten nach den Scheinangriffen dürfte einige Sympathien gekostet haben.

Doch was ist mit den Scheinangriffen? Für sie hat sich niemand entschuldigt. Nach wie vor handelt es sich offiziell um "Trainingsflüge". Mögen die rechtlichen Fragen der Affäre sich mit dem Eingeständnis der Air Force nun einer Klärung nähern - die ethischen Fragen bleiben unbeantwortet. Wieso dürfen überhaupt solche Manöver geflogen werden? Ganz egal, ob vor oder nach 17 Uhr: Scheinangriffe auf Dörfer und Städte müssten verboten sein. Und das nicht nur wegen des Höllenlärms, den der Nachbrenner einer F-16 verursacht, nicht nur, weil die Lebensqualität der Betroffenen unter diesen Manövern leidet. Sondern auch, weil solche Scheinangriffe Angst machen. Große Angst, wie sich in Nattenheim gezeigt hat. Und ganz irrational ist sie nicht. Das Manöver ist für die Piloten sicher nicht alltäglich und der letzte F-16-Absturz noch in lebendiger Erinnerung.

Ein Gutes hat das Ganze: Die Geschichte der vergangenen zwei Wochen zeigt, dass die Air Force, so groß ihre Macht, ihre Freiheiten und ihre Geheimhaltung auch sein mögen, hier nicht alles machen kann, was sie will. Ihre Entschuldigung zeigt, dass auch sie sich dessen bewusst und bereit ist, einen Schritt auf ihre Gastgeber zuzugehen. Ein Schritt, an den sich klärende Gespräche auf politischer Ebene anschließen sollten.

k.hammermann@volksfreund.de

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