Wirtschaftsboom hilft Merkel

Doch die Probleme werden nicht angepackt.

 Hagen Strauß

Hagen Strauß

Foto: Mathias Krohn

Das sind gute Nachrichten, die man im Kanzleramt gerne hören und im Willy-Brandt-Haus der SPD wohl eher mit verstecktem Kummer zur Kenntnis nehmen wird: Die deutsche Wirtschaft bleibt eindeutig auf solidem Wachstumskurs. Das nutzt der Kanzlerin im Wahlkampf. Und nicht dem Kandidaten. Zwar hat die SPD recht, dass der Grundstock für den wirtschaftlichen Aufschwung seinerzeit durch die Agenda 2010 von SPD-Kanzler Gerhard Schröder gelegt worden ist. Wenn man aber bedenkt, wie sehr die Genossen immer noch mit dem Reformwerk hadern, ist dieser Hinweis nur bedingt überzeugend. Mit einer guten konjunkturellen Lage werden Wahlen gewonnen. Das ist Fakt.
Viele Bürger sind mit ihrer persönlichen ökonomischen Situation weitestgehend zufrieden. Das belegen Umfragen. Die Arbeitslosenzahlen sind so niedrig wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr, die Exporte boomen weiter, und die Kauflust der Bundesbürger bleibt hoch. Denn auch die Löhne sind in vielen Branchen gestiegen.
Eine behagliche Ausgangslage ist das für Angela Merkels Weiter-So-Wahlkampf. Nichtsdestotrotz hat die Sache auch Haken: Die wirtschaftliche Stärke lässt sich nur dann sichern, wenn man auch die bestehenden Baustellen konsequent angeht. Also perspektivisch denkt und handelt. Nur zwei Beispiele: Fehlende Fachkräfte gefährden immer öfter den unternehmerischen Erfolg vieler Firmen. Und die Digitalisierung ist für manchen Betrieb nicht mehr nur ein Segen, sondern auch ein Fluch - weil der Breitbandausbau nicht Schritt hält. Das ist ebenfalls ein erhebliches Risiko für die ökonomische Entwicklung. In beiden Bereichen gibt es politische Versäumnisse. Insofern reicht "Weiter so" allein dann doch nicht. Nach der Wahl warten auf die neue Regierung einige wirtschaftspolitische Herausforderungen. Wer immer sie dann im Kanzleramt anführt.

nachrichten.red@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort