Zukunftsthema Datenschutz

Seltsam ambivalent gehen die Deutschen mit dem Datenschutz um. Wenn sie selbst von Missbräuchen betroffen sind, sei es, weil sie in großen Firmen wie Telekom oder Bahn ausgeforscht wurden, oder sei es, weil sie merken, dass ihre persönlichen Vorlieben plötzlich Adresshändlern bekannt sind, ist die Aufregung groß.

Andererseits stellen sie höchst Persönliches in Massen mit naiver Sorglosigkeit ins Netz. Und dass der Staat zur Terrorabwehr ein bisschen speichern und wühlen darf, regt kaum jemanden auf. Jedenfalls gibt es dagegen keine Demon strationen.

Dabei wird unterschätzt, wie schnell die elektronische Vernetzung der Gesellschaft zur Fessel für den Einzelnen werden kann. Irgendwann schlägt Quantität in Qualität um, irgendwann wird aus dem Zeitalter des Bill Gates das Zeitalter eines George Orwell.

Wer bei Bewerbungsgesprächen das eigene Vorleben vorgehalten bekommt, frisch gegoogelt vom neuen Arbeitgeber, hat darüber schon einen ersten Eindruck gewonnen. Aber es geht viel weiter. Elektronische Gesundheitskarte, Steuer-ID, maschinenlesbarer Ausweis, Nummernschild-Erfassung und Speicherung von Handydaten - die Spuren, die jeder von uns täglich hinterlässt, werden immer zahlreicher. Und damit auch die Möglichkeiten des Missbrauchs durch private und staatliche Stellen.

Deshalb sollte jeder Wähler für die Entscheidung im Herbst die Parteien auch danach fragen, ob sie bereit sind, den Einzelnen wirksam zu schützen, und zwar im Zweifelsfall auch gegen ökonomische Interessen und gegen die der angeblichen Sicherheit. Denn das Thema wird, wenn die Wirtschaftskrise erst einmal vorbei ist, noch ein großes werden.

nachrichten.red@volksfreund.de

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