Zwei große Irrtümer

Die Geschichte der Initiative Region Trier hat schon etwas Tragisches. Jahrelang haben viele Leute viel Zeit investiert, sich engagiert, mitgearbeitet. Unterm Strich bleibt nach 16 Jahren viel Papier und wenig Zählbares. Zu wenig.

Dass die IRT letztlich gescheitert ist, hat mit zwei großen Irrtümern zu tun. Der erste ist, dass Politik, Verwaltung und Wirtschaftsunternehmen in einer gemeinsamen Struktur langfristig zusammenarbeiten könnten. Das funktioniert nicht, weil man aus verschiedenen Welten kommt. Wer privatwirtschaftlich denkt, wird genau überlegen, wofür er seine Zeit investiert. Wenn er zum dritten Mal zu einer Konferenz eingeladen wird, bei der das Gleiche diskutiert wird, ohne dass sich konkret etwas getan hat, wird er nicht mehr hingehen. Politiker und Verwaltungsleute ticken anders: Sie denken in Jahrzehnten und sind bei anhaltender Resultatslosigkeit weitgehend schmerzfrei. Und im Zweifelsfall reicht ihnen schon ein gemeinsames Papier als Erfolgserlebnis, auch wenn es nie umgesetzt wird und die Inhalte so unkonkret sind, dass jeder daraus ableiten kann, was er will.

Der zweite Irrtum ist noch gravierender: dass es nach wie vor eine intakte Region Trier gäbe, die durch gemeinsame Interessen zusammengehalten wird. Der Wegfall der politischen Hülle Regierungsbezirk hat die Region erodieren lassen. Mosel und Eifel suchen längst getrennt ihr Glück, Trier und Trier-Saarburg werden sich bald strukturell stärker zusammentun müssen (und haben sowieso Luxemburg lieber als die Obere Kyll), die Vulkaneifel blickt lustvoll Richtung Rheinland. Und keiner ist bereit, Interessen zurückzustellen oder gar Geld und Kompetenzen auf die Ebene der Region zu verlagern. Dort gibt es im Grunde nur noch die Kammern, ein bisschen Landesentwicklungs-Bürokratie - und den Trierischen Volksfreund.

Kein Wunder also, dass die IRT in der bisherigen Form ihre Zukunft hinter sich hat. Aber die Beteiligten wären dumm, wenn sie übersehen würden, dass es trotzdem von Fall zu Fall gemeinsame Interessen gibt - schon gegenüber Mainz. Und beinharter Konkurrenzkampf schadet allen. Insofern muss es weiterhin eine Arbeitsplattform auf regionaler Ebene geben. Nach dem Prinzip: konkret projektbezogen, ad hoc, zeitlich befristet, strikt erfolgsorientiert. Und nicht auf der Basis "kleinster gemeinsamer Nenner", sondern nach dem Motto: "Wer nicht will, der hat gewollt".

d.lintz@volksfreund.de

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