Zweierlei Maß

Die Rentenerhöhung ist sicher. Jedenfalls für die heutige Generation der Ruheständler.

Wer in den alten Bundesländern eine Rente von 1000 Euro bekommt, darf sich ab Juli über 16,70 Euro mehr im Monat freuen. Im Osten kommen sogar 25,25 Euro oben drauf. Diese Differenz ist dem nach wie vor unterschiedlichen Rentenrecht in Deutschland geschuldet. Vor der, zugegeben, sehr komplizierten Materie einer möglichen Vereinheitlichung hat sich bislang noch jede Bundesregierung gedrückt. Auch die amtierende, die das Problem einmal mehr auf die lange Bank schiebt.
Unzufriedenheit in den alten Ländern ist trotzdem nicht angebracht. Zwar fällt die tatsächlich ausgezahlte Rente im Osten wegen der im Durchschnitt längeren Arbeitsbiografien schon jetzt höher aus. Vergessen wird dabei allerdings oft, dass die gesetzliche Rente für die allermeisten Senioren in den neuen Ländern die einzige Einnahme darstellt. Zusätzliche Miet- und Zinseinkünfte oder Betriebsrenten sind bei ihren Altersgenossen im Westen deutlich häufiger anzutreffen.
Jenseits solcher Unterschiede lässt sich aber trotzdem festhalten, dass die allermeisten Rentner in Deutschland beileibe nicht zu den sozialen Problemgruppen zählen. Für die jüngere Generation sieht das schon anders aus. Schlecht bezahlte Jobs oder längere Phasen der Arbeitslosigkeit sind eine schwere Hypothek für ihre späteren Altersbezüge.
Manche junge Leute dürften die gestern angekündigte Rentenerhöhung deshalb mit gemischten Gefühlen sehen. So sehr sie ihren Eltern oder Großeltern den zusätzlichen Obolus gönnen, so skeptisch sind sie bei ihren eigenen Rentenanwartschaften.
nachrichten.red@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort