16 Stunden harte Arbeit an 365 Tagen im Jahr

Zum Milch-Boykott der Bauern und den Konsequenzen:

Seit den 80er Jahren bieten viele landwirtschaftliche Betriebe mit dem Schwerpunkt Milchviehhaltung "Urlaub auf dem Bauernhof" erfolgreich an. Andere suchen in Form von Lohnunternehmen oder außerlandwirtschaftlichen Tätigkeiten nach Einkommensalternativen. 16 Stunden harte Arbeit an 365 Tagen im Jahr steht für alle diese Höfe. Vergleichbar ist diese Situation mit einer Metzgerei, die plötzlich - um existent zu bleiben - noch eine Bäckerei als zweites Standbein betreibt.Die extrem niedrigen Milchpreise brachten den Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) zur Weißglut. Mit dem einhergehenden Lieferboykott vermisste ich ein Seite-an-Seite-Gehen des Bauernverbandes. Wo blieben unsere gewählten Vertreter, wo ihre Verantwortung? Vor allem die unserer großen Volksparteien! Die Parole "Wachsen oder Weichen" gilt wohl noch immer. Längst müssten wir einen paradiesischen Zustand erreicht haben, wenn einer den anderen auffrisst. Das Gegenteil ist der Fall, wir ersticken im Wust. Die Arroganz der gesamten Geschäftsführung der Milch-Union Hocheifel (MUH) den eigenen Mitgliedern gegenüber war und ist der Wahnsinn. Haben Vorstand, Ehrenamt und Mitarbeiter verlernt, dass der Rohstoff Milch hier in der Eifel von uns Bauern unter teuren Konditionen erzeugt wird? Haben sie verlernt, dass der einzelne Bauer mit viel Kapital für das Unternehmen MUH haftet? Nehmen sie weiterhin und vermehrt Milch aus Polen und den Ost-Nachbarländern, so ist Pronsfeld in Zukunft wohl nicht der zentrale Standort bei steigenden Energiepreisen. Deshalb, liebe Arbeitnehmer, wir sitzen in einem Boot. Ihr Unternehmen verarbeitet unsere Milch!Der BDM hat viel erreicht, wenn auch noch unendlich viel zu tun ist. Das Thema "Milch" ist seit Wochen in den Medien, das hat es zuvor noch nie gegeben. In allen Bundesländern war das Thema Milch im Landtag relevant. Ohne den Lieferboykott wäre es niemals zum Thema geworden. Die Mengenregulierung, wie sie der BDM fordert, muss umgesetzt werden. Danke den jungen Bäuerinnen und Bauern, die sich vehement für den Streik eingesetzt haben.Alma Hermes, Lauperath landwirtschaft

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