Politik Abgedroschene Klischees, feindselige Meinungsmache

Zum Kommentar „Erste Zeichen einer Götterdämmerung über Putin“ (TV vom 29. Juli) schreibt Egon Sommer:

Einen letzten Funken der Selbstachtung sollten Journalisten sich bewahren, besonders dann, wenn sie als Leitartikler im Auftrag beziehungsweise im Sinne ihres Brötchengebers schreiben. Ich habe dies kürzlich erst festgestellt bei einem Leitartikel im  Volksfreund von Markus Grabitz, der die blödsinnige Aussage traf, „der Bundesregierung sei es wichtiger, Rentengeschenke an die Zielgruppen von Sozialdemokraten und Christdemokraten zu verteilen, statt sich an die Beschlüsse der Allianz (Nato) zu halten und die Verteidigungsausgaben zu erhöhen.“ Ähnlich nun Berlin-Korrespondent Werner Kolhoff. Der unfreundliche Leitartikel zu den „Protesten“ vor der Kommunalwahl in Moskau unterschlägt natürlich die anderweitig korrekte Berichterstattung von der „nicht genehmigten Demonstration“. Was geschieht, wenn bei uns Demonstrationen ohne behördliche Genehmigung stattfinden? Hier im guten Westen werden die Demonstranten mit Wasser bespritzt, was bei Temperaturen von über 30 Grad Celsius wohl als behördliche Wohltat in Form einer Abkühlung umschrieben wird. Die verworrene weitere Abrechnung mit dem bösen Putin, dass Russland außer Waffen, Öl und Gas nichts, aber auch gar nichts zu bieten hat, ist wohl die Krönung der Einfältigkeit von Kolhoff. Sein Repertoire westlicher Propaganda hat aber noch einige weitere Giftpfeile auf Lager. Die Erhöhung des Rentenalters von 60 auf 65 Jahre sei ein Skandal. Wenn Putin dann auch noch die Rentenkasse für sein Militärabenteuer ausplündert, verlässt der Leitartikler jeden sachlichen Boden. Insgesamt eine beschämende Aussage, wenn man bedenkt, dass das Rentenalter in unserer sogenannten reichen Wohlstandsgesellschaft unnötigerweise von 65 auf 67 Jahre heraufgesetzt wurde. Vergesslichkeit ist eine Tugend, die in erster Linie als Untugend gilt. Putin sei 66 Jahre alt und habe in 20 Jahren sein Land um keinen Meter nach vorne gebracht. Seit 20 Jahren muss er die heute noch spürbare Ausplünderung Russlands durch Boris Jelzin und dessen westlichen Unterstützer wiedergutmachen. Die westlichen Sanktionen, diktiert durch die US-Amerikaner, stören den weiteren Entwicklungsprozess des größten Landes der Erde, das nach Kolhoff außer Waffen, Öl und Gas angeblich nichts hat. Was dann noch aus Kolhoffs Feder herausfließt, sind abgedroschene Klischees wie die Krim-Annexion und/oder der Donbass-Konflikt. Und dass er (Kolhoff) an exponierter Stelle für die Beibehaltung der aus meiner Sicht gesellschaftsfeindlichen Sanktionen wirbt, ist wohl der Höhepunkt an feindseliger Meinungsmache.

Dass hierzulande jeder seine Meinungsfreiheit demonstrieren darf, gilt wohl auch für Journalisten. Schwierig wird die Angelegenheit, wenn ein Presseorgan, das sich unabhängig und überparteilich nennt, diese Art von einseitigen Leitartikeln als seriöses Berichten ansieht; dann erregt das Lesen des Blattes von Tag zu Tag höheres Missfallen.

Egon Sommer, Tawern

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