Abgehobene Lobbyisten

Zum Protest der Milchbauern erhielten wir diese Zuschrift:

Nach und nach wird mir und vielen anderen Milchbauern bewusst, wer uns in diese verzweifelte Lage gebracht hat. Es ist in erster Linie unser eigener Interessenverband - der Bauernverband! Nicht, dass er uns nicht unterstützt, nein, er wirkt auch noch massiv auf die Politiker ein, um diese - uns Milchbauern vernichtende und die Gesellschaft schädigende - Politik mit Gewalt durchzusetzen. Hier hat sich eine Lobby installiert, die abgehoben ist und die Realitäten nicht mehr erkennt, gleichzeitig aber glaubt, sie könne die halbe Welt mit Milchprodukten beliefern und das große Geschäft machen.

Es ist ein einmaliger Vorgang, dass der eigene Interessenverband seinen Mitgliedern, den Milch-Erzeugern, unermesslich viel Leid zufügt und ohne Reue noch hämische Kommentare zu deren Situation abgibt. So gibt er in einem Rundschreiben zu verstehen, es sei ethisch bedenklich, Milch zu verschütten. Die Ethik des Bauernverbandes findet es jedoch in Ordnung, Getreide in Biogasanlagen zu verwerten oder zu verheizen.

Wenn alle Verbraucher wüssten, dass ein im Getreide-Anbau tätiger Landwirt beim Verkauf eines Doppelzentners Roggen in etwa den Betrag erhält, den ein Kunde in der Bäckerei beim Kauf für ein 2,5 Kilogramm Steinofenbrot bezahlen muss, würde er anders darüber denken.

Im Werbeprospekt eines führenden deutschen Discounters war in diesen Tagen zu lesen, dass er Kaffee aus fairem Anbau verkauft, damit die Kaffee-Bauern in Südamerika davon leben können. Wie lange müssen wir Milchbauern noch darauf warten, dass die Discounter in Deutschland Milch- und Milchprodukte zu fairen Preisen anbieten, damit unsere einheimischen Bauern davon leben können?

Gerd und Doris Remmy, Morbach-Hoxel

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