Alles Banane

Zum Leitartikel "Nicht schlechter. Anders" (TV vom 31. Dezember):

Der Leitartikel zum Jahreswechsel strotzte vor Optimismus, ja Zuversicht. Vielleicht ist dies ein Gebot des traditionellen Journalismus, mutet im Lichte der Tatsachen aber wie das Pfeifen im dunklen Walde an. Demokratie, also das Selbstbestimmungsrecht der Völker auf diesem Erdball, nimmt eher ab als zu. Beispiele sind genügend da: Pakistan, das sich seiner Opposition gewaltsam entledigt; Kenia, das jetzt endgültig in der Reihe der (nicht nur!) afrikanischen Bananenrepubliken Platz nimmt; Mexiko, das auch keine glaubhafte Präsidentenwahl zu Stande bringt. Und, und, und.Am schlimmsten ist es aber mit der ältesten Demokratie der Welt bestellt, den Vereinigten Staaten von Amerika. Das Prädikat Bananenrepublik kann man hier schon seit dem Jahre 2000 getrost verwenden, das Jahr, als George W. Bush ohne Mehrheit der Gesamtstimmen und nur mit einem geschusterten Gerichtsurteil, das nicht alle abgegebenen Stimmen in Florida zuließ, zum Präsidenten gekürt wurde. Die politische Kultur in den USA ist seitdem am Boden, die Verfassung und deren Zusätze, die die Rechte der Amerikaner garantieren sollen, werden mit Füßen getreten oder schlicht ignoriert. Es würde zu weit führen, die Dreistigkeiten, ja Verbrechen dieser Bush-Regierung aufzuzählen, und das nur im amerikanischen Inland. Es genügt, die nächste vorauszusagen - die elektronische Wahlmaschinen, die seit dem Wahldebakel in Florida in vielen Staaten eingeführt worden sind, sind manipulierbar, nicht nur, weil diese keinerlei Papierbelege erzeugen, sondern von der Software her. Warten wir nur ab, welche Staaten plötzlich und unerwartet im nächsten November republikanisch gewählt haben sollen. Und die (republikanisch bestellten!) Gerichte werden dies auch bestätigen.Hier in Europa, speziell in Deutschland, ist es heute eher möglich, eine Demokratie zu pflegen und zu verteidigen als in den USA.James Doddridge, Trier ZUKUNFT

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort