Katholische Kirche Alte Vorwürfe aufgewärmt

Zum Artikel „Gestolpert auf dem Wege zur Seligsprechung?“ (TV vom 4./5. Juli) schreibt Franz Lüttgen:

Die Lektüre dieses Artikels versetzt mich zurück in die 1950er Jahre, als in bestimmten kirchlichen Kreisen heftig über Pater Joseph Kentenich gestritten wurde. Einer seiner Hauptgegner war die rechte Hand von Kardinal Ottaviani, Sebastian Tromp. Über ihn kursierte das Wortspiel: Qui se trompe, c’est Tromp. Mit Härte führte er die päpstliche Visitation Schönstatts durch. Um nur ein Beispiel zu nennen: Im Jahr 1953 oktroyierte er gegen kirchliches Recht der Gesellschaft der Pallottiner einen neuen Generaloberen, um über ihn die Strukturen Schönstatts zu ändern. Über diese Vorgänge gibt es viele Akten, die teilweise jetzt zugänglich geworden sind. Darauf bezieht sich eine Historikerin, die sich länger mit Tromp beschäftigt hat. Offenbar hat sie dessen Denkweise übernommen und durch eine Veröffentlichung den damaligen Streit repristiniert, jetzt garniert mit dem Totschlagargument Missbrauch. Worüber Pater Kentenich „gestolpert“ sein soll, ist längst in der Schrift „Apologia pro vita mea“ dokumentiert. Diese Schrift zeigt auch, um es vornehm auszudrücken, sehr menschliche Züge der damaligen Trierer Bistumsleitung. Der kirchliche Streit der 1950er und 1960er Jahre hat viel Leid erzeugt, und viele Opfer, die ich kennengelernt habe, sehe ich als Märtyrer der kirchlichen Maßnahmen an. Das heißt nicht, dass in der Persönlichkeit Pater Kentenichs nicht auch recht problematische Züge zu finden wären, was ja auch auf jeden einzelnen Seligen und Heiligen zutrifft.

Franz Lüttgen, Welschbillig

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