An der Realität vorbei

Die Darstellung, dass Privateigentümer häufig Opfer von "Mietnomaden" sind, verzerrt die Realität. Das Problem, das sicherlich im Einzelfall auftreten kann, wird überbewertet. Beispielsweise ist in unserem Einzugsbereich kein einziger Fall eines so genannten Einmietbetrügers bekannt.

Häufig wird Mietern, die sich im Zahlungsrückstand befinden, unterstellt, dass sie bewusst den Vermieter schädigen möchten. In nahezu allen Fällen ist die Ursache für diese Zahlungsunfähigkeit jedoch, dass diese unverschuldet in finanzielle Not geraten (Arbeitsplatzverlust, Scheidung). Die "Tipps", die dafür plädieren, dass ein "rigoroses Ausschöpfen der gesetzlichen Möglichkeiten" vorgenommen wird, führen eben nicht zu einem entspannten Verhältnis zwischen Mieter und Vermieter. Bei einem Rückstand von einer Monatsmiete sofort mit Zahlungsaufforderung abzumahnen und mit der Kündigung zu drohen, ist völlig unangemessen. Häufig können Probleme einvernehmlich und mit gegenseitigem guten Willen gelöst werden. Die Berichterstattung, die auch zum Teil mit drastischen Bildern in Fernsehmagazinen zu verfolgen ist, geht völlig an der Realität vorbei. Dort werden Wohnungen gezeigt, die angeblich bewusst von Mietern beschädigt werden, um den Vermieter zu schädigen. Dies ist eine Stimmungsmache, die dazu geeignet ist, Mieter zu kriminalisieren. Soweit auf die Einnahmeausfälle hingewiesen wird (1,93 Prozent), ist zum Vergleich klarzustellen, dass für Sozialwohnungen der Gesetzgeber Mietausfälle von zwei Prozent für "normal" hält, da das so genannte Mietausfallwagnis als kalkulatorischer Bestandteil der Miete zwei Prozent beträgt. Von den behaupteten Mietrückständen müssen noch die Beträge abgezogen werden, denen berechtigte Mieteransprüche zugrunde liegen, zum Beispiel auf Mietminderung. Das heißt, die Mietausfallquote (Bezug nehmend auf das Jahr 2005) lag allenfalls zwischen 1,75 und 1,85 Prozent. Diese Ausfälle sind zum weitaus größten Teil auf finanzielle Notlagen zurückzuführen. Sie in einem Atemzug mit Mietnomaden zu nennen, ist nicht sachgerecht. Anita Merten-Traut, Mieterverein Trier e.V.

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