Arbeitsmarkt

Zum Artikel "40 Mitarbeiter weg, drei Betriebsstätten dicht" und zu den Kürzungen der Zuschüsse für Ein-Euro-Jobber (TV vom 7. Januar):

Der Bundespräsident ist in aller Munde, dank unserer Medien und seines eigenen, zuweilen fragwürdigen Umgangs mit eben diesen. Da geraten schon mal andere Ereignisse schnell in Vergessenheit. So berichtet der TV in seiner Wochenendausgabe vom 7. Januar, dass aufgrund von Zuschusskürzungen der Bundesagentur für Arbeit beim Bürgerservice Trier alle "Ein-Euro-Jobs" wegfallen. Das hat nicht nur für die unmittelbar Betroffenen, in der Regel Langzeitarbeitslose und ALG-II-Empfänger, sondern auch für den Stab der betreuenden Mitarbeiter fatale Folgen. Wo sollen diese Menschen, die auf dem sogenannten ersten Arbeitsmarkt keine Chancen haben, überhaupt Erwerbsarbeit finden, die es ihnen ermöglicht, ihren Lebensunterhalt zu verdienen und damit die Grundlage zu schaffen für soziale Teilhabe und Selbstachtung? Unsere verantwortliche Bundesarbeitsministerin kann es sich scheinbar leisten, in Zeiten einer Rekordbeschäftigung von mehr als 41 Millionen Erwerbstätigen die öffentlich geförderte Beschäftigung an die Wand zu fahren. Aber auch im ersten Arbeitsmarkt lohnt sich der Blick hinter die Kulissen. Trotz der Rekordzahlen bei den Erwerbstätigen ist das Arbeitsvolumen, also die Summe der geleisteten Arbeitsstunden, nicht etwa gestiegen, sondern gesunken. Heute leisten alle Erwerbstätigen weniger Arbeitsstunden als 1991. Gründe sind etwa die Zunahme von Teilzeitbeschäftigung und prekären Arbeitsverhältnissen. Jeder dritte abhängig Beschäftigte arbeitet mittlerweile in Teilzeit; es gibt über sieben Millionen "Mini-Jobs", Tendenz steigend. Was heute noch als "Rekordbeschäftigung" gefeiert wird, platzt in der Zukunft als soziale Bombe, dann nämlich, wenn die heute arbeitenden Geringbeschäftigten ins Rentenalter kommen und keine ausreichenden Rentenansprüche, geschweige denn private Vorsorge, aufgebaut haben. Die Zeche werden dann die zukünftigen Steuerzahler begleichen müssen, die zudem noch bis 67 oder länger arbeiten dürfen. Nicht der Bundespräsident ist der Skandal, sondern der Umgang mit allen arbeitenden Menschen in unserer Gesellschaft, deren Wohl zu mehren alle Verantwortung tragenden Politiker versprochen haben. Reiner Weber, Konz

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