Atomenergie

Zum Artikel "Cattenom-Übung: Verstrahltes Obst, notgeschlachtete Kühe" (TV vom 28. Juni) diese Meinungen:

 Wie gefährlich ist das französische Atomkraftwerk Cattenom? Zahlreiche Störfälle verunsichern die Menschen in der Region. TV-Archiv-Foto: Friedemann Vetter

Wie gefährlich ist das französische Atomkraftwerk Cattenom? Zahlreiche Störfälle verunsichern die Menschen in der Region. TV-Archiv-Foto: Friedemann Vetter

Kommt eigentlich nur mir die Zusammenarbeit der EU-Länder beim Umgang mit dem maroden Atomkraftwerk in Cattenom so grotesk und makaber vor? Wir kümmern uns um kaputte Banken und greifen europaweit dort ein, wo sie mächtig und einflussreich genug waren, um mit fraglichen Transaktionen zu zocken, aber nicht mächtig genug, um auch die Konsequenzen bei Verlust zu tragen. Dabei muss jeder mündige Bürger für sein Handeln geradestehen. Macht und Einfluss des Finanzkapitals scheinen uneingeschränkt, unsere Politiker sitzen hier mit im Boot: Sie nehmen in Kauf, dass Menschen einiger EU-Länder kaum noch Luft zum Atmen haben aufgrund der wirtschaftlichen Situation - aber die Verluste maroder Banken dürfen nicht hingenommen werden. Warum mischt man sich nicht auch ins internationale EU-Geschehen ein, wenn durch störanfällige AKW wie Cattenom mit unserer Gesundheit regelrecht gepokert wird, bis es wirklich einmal zum Inferno kommt? Unsere Regierung sollte die Fürsorgepflicht für ihre eigene Bevölkerung ernst nehmen, anstatt unsere Steuergelder in der EU zu verschleudern (wobei man sich hier offensichtlich nur um die Erhaltung der Machtstellung der Banken sorgt, nicht um die Bevölkerung, was die Realität bitter beweist). Bei der viertägigen grenzüberschreitenden Übung von Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Luxemburg, Lothringen und Belgien zum Umgang mit Strahlung wird das Ursache-Wirkungs-Prinzip einfach ignoriert. Wir kümmern uns um mögliche Schäden durch Pannen im AKW Cattenom, die mittlerweile Routine geworden sind. Die Fürsorgepflicht für die eigene Bevölkerung verlangt hier kausales Denken: Die Beseitigung der Gefahr, nicht die - ohnehin fragliche - Schadensbekämpfung danach gehören in den Fokus. Und die deutsche Regierung sollte Maßnahmen im Rahmen der EU-Zusammenarbeit fordern, unser höchstes Gut, die Gesundheit zu schützen. Wir wollen keine Pokerspiele mehr um Gefährdung durch hochgradig störanfällige AKW, sie gehören verboten! Ist unsere Stimme innerhalb der EU eigentlich immer nur beim "Geben" relevant, oder dürfen wir auch mal eine Forderung stellen? Wobei das Wort Forderung überzogen ist - wir haben ein Grundrecht auf Beseitigung von Faktoren, die die Erhaltung unserer Gesundheit gefährden können. Denn das können die Franzosen uns schon lange nicht mehr garantieren ... Annette Müller, Konz Volksfreund-Reporter Bernd Wientjes und das Thema Cattenom sind nicht mehr zu trennen. Danke für seine kritische Berichterstattung. Da wurde geübt, was nach einem Atomunfall in Cattenom zu tun sei. Eine interne Übung, in der die Zusammenarbeit der Krisenstäbe der anliegenden Bundesländer, Luxemburg und Lothringen geprobt wird - per Computer, Telefon und Videokonferenzen. So weit der "Realitätsbezug". Ja, stellen wir uns mal ein Szenario wie Tschernobyl vor: Was würde abgehen? Viele würden sich in ihre Autos stürzen nach dem Motto: "Weg, weg, rette sich, wer kann." Innerhalb kürzester Zeit wäre zum Beispiel in Trier straßenmäßig alles verstopft. "Die Übung habe gezeigt, dass der Austausch von Strahlenmessdaten mit den anderen Ländern noch verbessert werden müsse." Als ob es im Ernstfall um "Strahlenmessdaten" und ihre Interpretation ginge. Rolf Hentzschel, Strahlenschutzexperte im rheinland-pfälzischen Energieministerium, sollte die "Lizenz" entzogen werden. Sein Realismus ist Satire: Man sei davon ausgegangen, dass die Strahlung in Rheinland-Pfalz so hoch sei, wie sie nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl 1986 in Deutschland war. Nicht wie sie im 2000 Kilometer entfernten Tschernobyl war. Und Trier liegt 60 Kilometer weg vom AKW Cattenom. Also: Mein persönlicher Katastrophenplan sieht so aus, dass ich in der Speestraße die Haustür aufstehen lasse für Freunde, die kommen wollen, in meinen Keller gehe, meine besten Weine öffnen werde, bevor sie verstrahlt werden und mit Bacchus über den Acheron komme. Norbert Damm, Trier

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