Auf der Jagd nach 500 Millionen Galaxien

Zum Artikel "Klarer Blick ins All" (TV vom 25./26. Juli):

Danke für den Bericht über die Einweihung des größten Spiegelteleskops Grantecan (Gran Telescopio Canarias). Der TV nennt zu Recht die deutschen Firmen Schott (Mainz) und Heidenhain (Traunreut), die durch Spiegelsegmente beziehungsweise Winkelmessgeräte wichtige Elemente zum Bau beigetragen haben.

Es muss aber ergänzt werden, dass auch die Sternwarte der Universität Bonn auf dem Hohen List bei Daun einen kleinen, aber "feinen" Anteil zur Funktion des Riesenteleskops geleistet hat: Ein Teleskop braucht eine Kamera, die die Bilder der Himmelsobjekte aufnimmt. Ein Teleskop ohne Kamera ist wie ein Auge ohne Netzhaut - nämlich blind, und jede astronomische Kamera braucht einen Präzisionsverschluss (englisch Shutter). Seit zehn Jahren ist die Feinmechanische Werkstatt der Sternwarte zusammen mit dem Elektronik-Labor des Bonner Mutterinstituts unter der Projektleitung von Klaus Reif führend auf der Welt im Bau von großen Shuttern für Teleskop-Riesen.

Für die Kameras von Grantecan wurden drei Shutter bis zu einer Öffnung von 150 Millimeter entwickelt. Diese erlauben Belichtungszeiten mit einer Präzision von besser als einer Millisekunde. Zurzeit wird in Daun ein Shutter mit der fantastischen Öffnung von 60 Zentimetern Durchmesser gebaut.

Zum Vergleich: Handelsübliche digitale Spiegelreflexkameras haben Verschlüsse in der Größenordnung einer Briefmarke. Der Riesenverschluss wurde vom Fermilab in Illinois, USA für die "Dark Energy Camera" bestellt. Diese Kamera soll 500 Millionen Galaxien aufspüren und nach der Natur der rätselhaften Dunklen Materie forschen - mit einem Verschluss aus Daun in der Eifel!

Prof. Dr. Wilhelm Seggewiß, Daun

technik

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