Auf Knien durch die Grotte

Zum Artikel "Lourdes im Pilgerglück" (TV vom 13./14. September):

Von diesem Artikel war ich maßlos enttäuscht. Auch ich zähle zu den vielen Millionen Pilgern, die zur weißen Dame pilgerten. Ob ich zu den Millionen zähle, die normalerweise jährlich dort erscheinen oder zu denen, die wegen des Jubiläumsjahres oder wegen des Papstes nach Lourdes gekommen sind, ist mir weder wichtig noch erwähnenswert. Zudem scheint der Verfasserin des Berichts dem Glauben an Christus an sich und den Erscheinungen in Lourdes überhaupt sehr ablehnend gegenüber zu stehen.

Selbstverständlich geht es auch in Lourdes um viel Geld (wie an anderen Orten auch), das auch richtig verwaltet werden soll und muss. Es ist aber nicht in Ordnung, dass der Pilger an sich - und der Papst im Besonderen - darauf reduziert wird, Lourdes im Jubiläumsjahr sozusagen einen Sechser im Lotto zu bescheren. Vielmehr fehlt doch die Feststellung, dass die vielen Millionen Pilger doch wohl mit einer Erwartung oder einem Anliegen nach Lourdes pilgern. Ich habe Pilger gesehen, die riesige Kerzen segnen ließen, die dann mit viel Hingabe und tiefem Sinn aufgestellt wurden. Ich habe Frauen gesehen, die auf Knien durch die Grotte gerutscht sind, andere, die weinend davor gekniet oder gesessen haben und gebetet haben. Was ist mit diesen Menschen, sind sie dort, weil sie Lourdes Reichtum bescheren wollen? Wohl kaum, hier geht es um ganz andere Bitten.

Die außerordentliche Stille an der Grotte, das friedliche Miteinander der unzähligen Pilger aus allen möglichen Nationen, die abends bei der Lichterprozession dabei sind, die murmeln nicht nur ein Ave Maria, sie singen es mit Inbrunst oder mit Tränen in den Augen vor Rührung und Dankbarkeit, hier dabei sein zu können. Angesichts dieser Eindrücke kann sich kaum jemand dem Flair von Lourdes entziehen. Jeder Pilger, der dort war, kann nachempfinden, was Lourdes bewirkt und was ich mit diesem besonderen Flair meine. Es kommt nicht darauf an, dass hier zu beweisen wäre, was vorgefallen ist. Daran zu glauben oder zumindest die Eindrücke auf sich wirken lassen - ohne Voreingenommenheit - ist doch das Mindeste, was erwartet werden kann, auch von einer Journalistin.

Martina Geisen, Irrel

glaube

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