Aufwachen, ihr Traumtänzer!

Zur Krise in Griechenland:

Jetzt ist das eingetreten, was die Euroskeptiker schon vor über zehn Jahren prophezeit haben. Das erste EU-Land ist pleite. Dies wurde im Maastricht-Vertrag zwar auch irgendwie berücksichtigt, sonst hätte man dort keine sogenannte "Nicht-Rettungs-Klausel" (No-bail-out-Klausel) eingebaut.

Die damaligen Euro-Protagonisten Kohl und Waigel wurden nicht müde, dem Bürger zu versichern, dass die Gemeinschaft nicht für die Verbindlichkeiten einzelner Länder haftet und dass es keine Transfer-Union geben wird. Offensichtlich hat man aber keine Strategie für den Fall, dass es doch einmal so weit kommt. Heute heißt es doch nur: Wo sind die Milliarden für den Rettungsfonds? Verstöße gegen den Maastricht-Vertrag werden billigend in Kauf genommen. Unsere Bundeskanzlerin laviert und beschwichtigt, es sind ja nur Kredite der KfW. Letztendlich bürgt aber der Steuerzahler, und wer glaubt, diese Kredite würden jemals zurückgezahlt, der ist ein Traumtänzer.

Selbst wenn die von Griechenland eingeleiteten Sparmaßnahmen greifen sollten, sind die (ersten) 45 Milliarden Kredithilfen doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein, denn sie werden doch zur Ablösung fälliger Kredite benötigt. Griechenland hat dann aber immer noch ein Haushaltsdefizit, und dieses Loch muss in den nächsten Jahren mit "neuen Krediten" gestopft werden, das heißt, statt Schulden abzubauen, verschuldet sich der griechische Staat in den nächsten Jahren weiter.

Was jetzt noch fehlt, aber garantiert kommen wird (Haushaltsdisziplin wird ja, mit Ausnahme von Finnland, in keinem EU-Land großgeschrieben, warum auch, Kontrollen gab es ja nicht oder wurden abgelehnt), ist, dass ein weiteres Land der sogenannten Pigs (Portugal, Italien, Griechenland, Spanien) sich den Finanzwünschen der Griechen anschließt. Dann haben wir aber endlich eine (von vielen gewünschte) Transfer-Union. Was macht eigentlich Theo Waigel? Maastricht-Kriterien und Euro sind doch sein Lieblingsthema, aber man hört und sieht nichts von ihm.

Horst Schulze, Trier

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