Leserbriefe Augen auf statt Rolle rückwärts

Zu den Artikeln „Trierer Bischof kritisiert Amtsbrüder“ (TV vom 24. April) und „Bistum kämpft gegen Missbrauch und hat ein neues Problem“ (TV vom 25. April) schreiben Hiltrud Wagner und Josef Berens:

Der Erzbischof-Woelki-Fanclub beschwert sich in einem Brief an den Vatikan, dass protestantische Ehepartner nicht zur Kommunion gehen dürften, was die Bischofskonferenz zuvor beschlossen hatte.

Geht’s noch? Welche Errungenschaft, dies überhaupt infrage zu stellen und nicht froh zu sein über jeden, der einen christlichen Gottesdienst von Herzen mitfeiert. Wir haben doch ganz andere Herausforderungen!

Nein, ich meine nicht die vieldiskutierte Synode im Bistum Trier. Auch bei reduzierten kirchlichen Veranstaltungen gibt es noch reichlich Möglichkeiten der Teilnahme. Wer beschwert sich da andauernd?  Rennen die Leute denn den Kirchen die Türen ein?

Ja, es sind doch hauptsächlich die alten Menschen, die sich freuen, wenn sie per Auto mit in die Kirche fahren können. Ihnen machen wir eine Freude, wenn wir sie mitnehmen, vielleicht in den Nachbarort, weil dort am Sonntag die heilige Messe gefeiert wird.

Und schon wieder im Volksfreund das schreckliche Thema Missbrauch durch Priester. Nicht weil es in der Zeitung steht, ist es schrecklich, sondern weil es passiert. Opfer werden genau die Kinder und Jugendlichen, die ehrliche Zuwendung am meisten benötigen. Gerade sie trauen sich nicht, sich zu wehren. Ein Priester mit hohem Vertrauensvorschuss, der die Schwächsten erniedrigt und ausbeutet, ist unbedingt zu entlassen.  Sofort. Auch die Entschädigung aus Mitteln des „Heiligen Stuhls“ hilft nicht mehr viel über diese schlimme Erfahrung.

Da ist mir der Geistliche lieber, der eine Frau kennenlernt und sich wünscht, mit ihr eine Familie zu haben. Er macht es öffentlich, und was geschieht? Zölibat futsch – Beruf futsch – Zukunft futsch? Jetzt ist er ein schlechter Mensch – der Liebe wegen? Sie natürlich auch!

Grotesk!

Festzustellen ist, dass viele Priester und kirchliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einen guten Job machen. Sie waren es in ihrer Vorbildfunktion, die mich vor Jahrzehnten zum Ehrenamt nachhaltig motivierten. Ich blieb dabei über die ganze Zeit hinweg und habe immer noch Freude an den verschiedensten Begegnungen. Sie wandeln sich – alles fließt.

Die Basis ist weiter als die Entscheidungsträger.

Die Basis ist auch ganz viel Leistungsträger.

Die Basis macht mit, wenn der Mensch Mensch sein darf.

Seien wir doch ganz fortschrittlich und beten im Glaubensbekenntnis: „Ich glaube an die christliche Kirche ...“ Dann sind wenigstens schon mal unsere protestantischen Geschwister mit im Schiff, das man Gemeinschaft nennt. Unser alltägliches Miteinander in Zeiten der Globalisierung hält weitere wichtige Aufgaben und Taten für uns alle bereit.

Herausgerufen ist jeder.

Hiltrud Wagner, Maring-Noviand

Zum normalen Menschsein gehört ganz normal auch die gottgegebene, natürliche, nicht in den Geruch der Sünde zu bringende, menschliche Sexualität, deren Unterdrückung sich in vielerlei Hinsicht negativ auf die „Normalität“ des Menschen auswirken kann. Jesus hat sich sicherlich bewusst normale Frauen und Männer zu seinen engsten Vertrauten gemacht.

So lief im Christentum auch alles ganz gut, bis man im Mittelalter meinte, sich selbst und auch Gott einen Gefallen damit zu tun, Menschen mit dem unseligen Pflichtzölibat eine enorme, sexuelle Menschseinsbeschneidung, ja sexuelle Verstümmelung des Menschseins, zur Voraussetzung für das Priestertum zu machen. Die scheint nicht gottgefällig zu sein, sondern eher und allein der Befriedigung derer zu dienen, die Priestern diesen Unsinn zur Voraussetzung für ein Priestersein machen.

So kann aus gegebenem Anlass berechtigt gefragt werden, ob bei sexuell gestrauchelten Priestern die größere Schuld nicht bei den Betreffenden, sondern eher bei denen zu suchen ist, die einen kaum noch zu überbietenden, gegen die gottgegebene Natur gerichteten, mit nichts zu begründenden, das normale Menschsein negativ beeinflussenden Unsinn zur Voraussetzung für das Priestertum machen und sich damit schwer an den Betreffenden und auch vor Gott versündigen dürften. Priester haben auch ein Recht auf ein normales Menschsein.

Josef Berens, Rommersheim

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