Aus der Mottenkiste

Zum Artikel "Milchpreise fallen weiter" (TV vom 12. Februar):

Die Bauern mögen angesichts der drastisch sinkenden Milchpreise aufgebracht sein, sie mögen verzweifelt sein, wie im TV-Artikel zu lesen ist. Entsetzt, wie auf der Titelseite zu lesen, können sie nicht sein. Die einen nicht, weil sie vom Bundesverband der Milchviehhalter (BDM) seit Monaten auf diese Abwärtsentwicklungen der Milchpreise, ausgelöst durch die katastrophalen Beschlüsse der Länder-Agrarminister vom vergangenen Herbst, hingewiesen wurden. Die anderen nicht, weil sie mit ihrem Verband, dem Deutschen Bauernverband (DBV), im besagten Herbst im Vorfeld der Beratungen und Beschlüsse der Länder-Agrarminister alles daran gesetzt haben, die vom BDM vorgeschlagenen Eingriffe zur Mengenreduzierung und damit zur Preisstützung erfolgreich und damit folgenschwer zu Fall zu bringen.

Der sozialdemokratische rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Hendrik Hering hat sich, wie auch andere, nach der machtvollen Umgarnung des Bauernverbandes bekanntlich bereitwillig hingelegt. Eine Umkehr ohne Gesichtsverlust wird schwer sein. "Irgendwie durchwursteln" wird die Devise lauten. Die Folgen haben alle Milchbauern zu tragen. Es sei denn, die Milchbauern nehmen es diesmal geschlossener selbst in die Hand.

Die vom DBV-Repräsentanten gemachte Aussage "Wir haben kein Mengenproblem, sondern ein Nachfrageproblem" entspringt der Mottenkiste neoliberalen Wunschdenkens und eignet sich bestenfalls fürs "Lehrbuch des volkswirtschaftlichen Unverstandes".

Der Deutsche Bauernverband wird gut beraten sein, sich umzuorientieren, will er Interessenvertreter der Milchbauern sein oder wieder werden. Dort, wo Milchwirtschaft weiterhin eine große Rolle spielen soll, braucht er junge Landwirte in den Führungsgremien, als Kreisvorsitzende, von denen glaubhaft angenommen werden kann, dass sie die Interessen einer möglichst großen Anzahl von Milchbauern vertreten. Das wird schwer genug sein, denn viele haben sich abgewandt.

Klaus Harings, Lissendorf

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