Authentisch

Zum Artikel "Von Helden und Schurken" (TV vom 27. April):

Dieter Lintz lobt in seiner Kritik die hervorragende Ausnutzung der Bühnentechnik, das Bühnenbild und die großartige schauspielerische Leistung von Jan Brunhoefer, der die Titelrolle verkörperte, zu Recht. Er kann sich jedoch nicht mit der Dramaturgie des Stückes anfreunden; er findet vieles zu klischeehaft, zu sehr schwarz-weiß gemalt. Er bemängelt, dass das Stück zu authentisch sei, dass zu wenig hinterfragt wurde.

Wir fragen uns, was an den Machenschaften des DDR-Regimes noch hinterfragt werden muss. Um an die Praktiken der Stasi-Schergen richtig zu erinnern, muss alles so authentisch dargestellt werden. Es könnte sonst alles zu sehr fiktiv wirken, zu erfunden. Aber da gibt es nichts zu erfinden. Das hat alles wirklich so stattgefunden und muss so direkt dargestellt werden, damit man sich in diese Szenarien versetzen kann. Auch können wir nicht nachempfinden, dass die Charaktere zu überzeichnet sind. Wer selbst einmal vor dem Mauerfall als Bundesbürger die DDR besucht hat, wird nicht das beklemmende Gefühl vergessen, das ihn befallen hat, wenn er mit den Staatsorganen, etwa bei den Grenzkontrollen, zu tun hatte. Wie viel schlimmer müssen sie sich gebärdet haben bei den sogenannten Staatsfeinden.

Mit seinem Anliegen, dies alles in Erinnerung zu rufen, hat Wolfgang Welsch den richtigen Weg beschritten. Sein Stück gehört mit seiner authentischen Darstellung dazu. Warum soll Authentizität auf der Bühne nicht gefragt sein? Mit seinem lang anhaltenden Beifall hat das Premierenpublikum gezeigt, dass es verstanden hat. Wir würden uns freuen, wenn das Stück an anderen Häusern und vor allem auch vor vielen Schulklassen zur Aufführung kommen würde.

Hans und Inge Ginter, Trier

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