Mit einigen Artikeln der letzten Zeit entstehen bei mir Zweifel an der Berichterstattung des TV über Umfragen. Auf der ersten Seite (!) wurde zum Beispiel auf eine Veröffentlichung im Innern der Zeitung aufmerksam gemacht über ein angebliches Umfragetief für Kurt Beck. Das war am 20. April 2007. Und am 4. Mai bin ich direkt erschrocken darüber, dass auf Titelseite mit einem Artikel aufgemacht wird, wonach der SPD-Vorsitzende auf der Bundesebene ohne Profil sei. Ich habe mich beruhigt, als ich las, wer diesen Artikel geschrieben hat. Es ist der Redakteur Joachim Winkler in Mainz. Nun gut. Er hat den Überblick.Wie schön wäre es, wenn eine Zeitung wie der TV auf die fortlaufenden Veröffentlichungen von Umfragen verzichten würde oder sich wenigstens zurückhielte. Stattdessen wird von diesem Unsinn immer mehr Gebrauch gemacht. Was wird nicht alles gezählt, gewogen, gefragt, gemessen, beurteilt und gedruckt? Da könnte es passieren, dass die Länge von menschlichen Zehen mitgeteilt wird und wie viele Menschen in Deutschland mit den Ohren wackeln können. Was soll das alles? Warum machen die Publikationen mit bei einem solchem Unsinn? Dass am Tage nach einer Wahl bereits gefragt wird, wie denn die nächsten Wahlen ausgehen würden nach dem Urteil der befragten Wählerinnen und Wähler, ist ja fast schon eine verachtenswerte Aktivität. Die Zeitungen müssten sich selber mehr ernst nehmen, und ihre Redakteure könnten politische Beurteilungen selber vornehmen, ohne sich auf die doch zum Teil höchst unzuverlässigen Befragungen zu verlassen. Manche Fragen werden doch nur beantwortet, weil ein Geschenk in Form einer Armbanduhr gegeben wird. Ich gehe davon aus, dass die Mitarbeiter des TV die gleichen Erfahrungen gemacht haben. Ich kenne Kurt Beck gut und schätze ihn außerordentlich. Seine Menschlichkeit, seine Urteilsfähigkeit, sein Fleiß, sein Frohsinn und seine Freundschaft: All das kann man nur bewundern. Und die Früchte wird Kurt Beck ernten. In Rheinland-Pfalz hat er sie bereits geerntet.Karl Haehser, TrierAnm. d.Red.: Karl Haehser ist Ehrenvorsitzender der SPD im Bezirk Trier. Er saß im Landtag und im Bundestag. Von 1974 bis 1982 war er Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfinanzministerium. POLITIKER