Kriminalität Beharrliches Schweigen

Zu den Artikeln „Verdacht auf Kinderpornographie: Bistum Trier beurlaubt Diakon“ und „Unauffällig, beliebt und engagiert“ (TV vom 14. März) schreibt Dorothea Thul:

Es ist also amerikanischen Ermittlern zu verdanken, dass ein pädophiler Diakon aus dem Trierer Mutterhaus aufgeflogen ist. Ein Strafverfahren gegen den Mann läuft, aber laut Infos aus Presse und Fernsehen wurden nur die Privaträume des Mannes durchsucht. Das reicht nicht!

Laut der Zeitung „Luxemburger Wort“ hatte der Mann eine „nicht näher definierte Tätigkeit als Angestellter im Klinikum Mutterhaus“ – dann bleiben Fragen: Wo genau hat sich der Diakon im Mutterhaus aufgehalten, hatte er Zugang/Passwörter zu Computern der Klinik (zum Beispiel  Kinderklinik/Kinder- und Jugendpsychiatrie)? Wenn ja, dann müssen auch diese Computer überprüft werden, das sind wir den Opfern schuldig!

Den Mann einfach zu entlassen und zu behaupten, dass er innerhalb der Klinik nicht aufgefallen sei, reicht nicht. Das Problem in Trier ist, dass jede Versorgung von Kindern in der Hand der katholischen Kirche ist: Geburtsklinik, Kinderklinik, Kinderchirurgie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Kinderfrühförderung und dann auch noch die furchtbaren Kinderheime – damit ist es schier unmöglich, den Kindesmissbrauch in Trier aufzuarbeiten.
Die einzigen Menschen, die im Moment noch Widerstand leisten, sind die wenigen freien Hebammen und Kinderärzte, die es noch gibt, und auch hier versucht vor allem das Mutterhaus nach meiner Überzeugung, die volle Kontrolle zu erlangen.

Die Politik wäre hier gefordert, endlich einmal ein staatliches Gegengewicht zu schaffen, zum Beispiel freie Hebammen zu unterstützen, kommunale oder Landeskrankenhäuser zu schaffen. Ändern wird sich aber vermutlich nichts.

Man fragt sich, warum Malu Dreyer, die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, und Katarina Barley, die Justizministerin der Bundesrepublik, die hier wohnen und ihre SPD-Parteibüros in Trier und Schweich haben, angesichts des riesigen Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche so beharrlich schweigen.

Egal, was passiert: Der Skandal um das Mutterhaus lässt sich nicht mehr aufhalten. Es raucht im Bistum Trier, es raucht, und es ist kein weißer Rauch, der da aufsteigt, und auch nicht der Rauch aus einer Friedenspfeife!

Dorothea Thul, Kinderärztin, Hermeskeil

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