Bei Tageslicht prüfen

Zum Artikel "Berlin beruhigt Sparer" (TV vom 6. Oktober):

Unbegrenzte Staatshaftung für Spareinlagen? Das Ergebnis von Nachtsitzungen sollte man bei Tageslicht nochmals prüfen. Jetzt, wo es endlich eine unbegrenzte Staatsgarantie für Spareinlagen gibt, können die Zocker, die die Misere angerichtet haben, die Gewinne aus Boomzeiten noch schnell vor dem Crash auf Sparbücher umschichten. Na gut, dafür müssen sie sich mit mickrigen ein Prozent Sparbuchzinsen zufrieden geben. Aber immerhin.

Banken, die sich beim Geldverleihen selbst nicht mehr über den Weg trauen und ständig unser Vertrauen einfordern, können sich dann sorgloser refinanzieren. Gut so, damit gibt es Kreditspielraum für Investitionen. Investitionen sind aber immer risikobehaftet; also warum investieren, wenn man sein Geld im Rundum-Sorglos-Paket, nach oben unbegrenzt durch den Staat garantiert, einbunkern kann. Also, damit wäre den Zockern und den Banken doch geholfen, kostet ja nix, Staatsgarantie ist doch prima.

Wenn man sich, anders als unsere Regierung, die Mühe machen sollte, darüber nachzudenken, wer denn den Staat garantiert, habe ich einen Tipp: Es macht keine Mühe, einfach in den Spiegel schauen. Oder weiterlesen im TV. Während auf Seite 4 der Kanzlerin noch der Schrecken im Gesicht steht, vergraben auf Seite 6 sieben fröhliche Männer mit Schlips 215 Millionen Euro für die "Grüne Hölle" Nürburgring. Der so genannte "Investor" hat sich hier erst dann "engagiert", als der Staat, hier das Land, für 86 Prozent der Gesamtkosten bürgte. Wir haben es ja.

Dieter Rass, Wittlich

finanzkrise

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